Der König und der Schiri

27 Februar 2010 Text: Manuel Ort
Foto: LeeLeFever / flickr.com

Auch wir von STARTING6 sind nicht immer die Fleißigsten, dazu kommt noch:
“Wir ham ja doch keine Ahnung was los ist.” Also haben wir uns dafür entschieden dem Herrn Winnekens keine Fragen mehr zu stellen. Vielmehr erzählt er jetzt einfach mal, was so alles beim Olympischen Eishockeyturnier los gewesen ist.

“Mein zweites Spiel – Norwegen gegen die Schweiz – ist sehr gut gelaufen. Es war ein sehr spannendes Spiel bei dem die Norweger den Schweizern einen großen Fight geboten haben. In meinen beiden Spielen musste ich jeweils in die Verlängerung, aber beim Spiel der Eidgenossen war das zum Glück schon nach ein paar Minuten gelaufen.

Die letzten zwei Tage hatte ich dann komplett frei. Sonntag bin ich mit dem Schweizer Hauptschiedsrichter Danny Kurmann auf den Grouse Moutain rauf, von wo aus man eine traumhafte Aussicht auf die Stadt hat. Nachmittags habe ich mir dann natürlich das Spiel zwischen den Kanadiern und den Amerikanern angeschaut. Die Stimmung in der Arena war einfach phänomenal. Selbst nach der Niederlage war die Stimmung in der Stadt immer noch ausgelassen. Apropos Stimmung, es war unglaublich was am vergangenen Wochenende los war. Fast alle großen Straßen wurden gesperrt und die Leute haben auf den Straßen gefeiert, getanzt oder Streethockey gespielt. Überall waren Straßenkünstler unterwegs. Auch Jeff Tomlinson, der Video-Coach der Deutschen und Assistenztrainer der Eisbären Berlin wollte sich an seinem freien Tag das Spektakel nicht entgehen lassen. Ich habe ihn am Sonntag noch vor dem Spiel zwischen den Kanadiern und Amerikanern getroffen.

Am Abend habe ich mir dann noch das skandinavische Derby zwischen Schweden und Finnland angeschaut. Das Highlight für den schwedischen Schiedsrichter Marcus Vinneborg, mit dem ich gemeinsam das Spiel geschaut habe, war, als die schwedische Königin Silvia und König Carl Gustav in der Olympic Family Lounge auftauchten. Ich musste natürlich gleich Fotos von ihm und dem Königspaar machen.

Am Montag, dem offiziellen spielfreien Tag der Männer, habe ich mit den beiden schweizer Hauptschiedsrichtern Brent Reiber und Danny Kurmann ein bisschen Sightseeing, inklusive Rundflug mit einem Wasserflugzeug, gemacht.
Nachmittags habe ich mir noch ein bisschen vom Halbfinale der Frauen zwischen Finnland und Kanada angesehen. Nicole Hertrich, unsere deutsche Hauptschiedsrichterin, hat gepfiffen und einen sehr guten Job gemacht. Ich denke, dass das eine tolle Erfahrung für sie war, vor über 15.000 Menschen im Canada Hockey Place zu pfeifen.

Am Mittwoch durfte ich dann das Spiel zwischen den USA und der Schweiz pfeifen. Es war sicher eines der besten Spiele, die ich je gepfiffen habe. Es war schön zu sehen, dass die Schweizer so gut mithalten konnten und den Amerikanern einen so großen Fight liefern konnten. Ein bisschen Glück brauchten die Schweizer natürlich auch, vor allem gegen Ende des ersten Drittels, als das Tor der Amerikaner nicht gegeben werden konnte, da die Zeit schon abgelaufen war. Auch im letzten Drittel mussten wir den Amerikanern ein Tor aberkennen, da ein Foul voraus gegangen war. Natürlich hat man beiden Mannschaften die Anspannung angemerkt, vor allem bei den Amerikanern wäre alles außer einem Sieg undenkbar gewesen. Das Spiel hatte ja dann alles, was man als Eishockeyfan braucht: Dramatik, harte Checks, nur ein paar Tore mehr hätten es doch sein können. Es gefällt mir allerdings sehr gut, dass die wenigsten Spiele deutlich entschieden werden und dadurch immer spannend sind.

Für mich ist das Spiel der Schweizer und Amerikaner, aus Sicht eines Schiedsrichters, auf jeden Fall sehr gut verlaufen. Das Viertelfinale bei einem olympischen Eishockeyturnier pfeifen zu dürfen war für mich auf jeden Fall ein großartiges Erlebnis. Beim Spiel um Platz 3 darf ich leider aller Voraussicht nach nicht aktiv eingreifen, wurde dort aber immerhin als “Ersatz-Linienrichter” eingeteilt.”


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