Ein Rückschritt?

15 Februar 2011 Text: Dominik Sander
Foto: Cheryl Adams / flickr.com unter CC-Lizenz

Die DEL wird zur Saison 2011/2012 die U25 Regel abschaffen. Wir haben uns die Liga genauer angeschaut und geprüft, was das zu bedeuten hat.

Auf den ersten Blick, wie auch schon die Überschrift verrät, kann man die Abschaffung der U25-Regel für einen Rückschritt halten. Wurde sie doch extra eingeführt um den jungen deutschen Spielern einen Platz in den DEL-Teams zu sichern. Vier junge deutsche Spieler unter 25 musste jedes DEL Team einsetzen, bzw. galt die Regel umgekehrt. Von den 22 Profis auf dem Spielberichtsbogen, durften maximal 18 über 25 Jahre alt sein. Diese Regel wird zur kommenden Saison abgeschafft.

Wirklich ein Rückschritt?

Doch wird das deutsche Eishockey wirklich schlechter ohne diese Regel? Werden sich auf einmal wieder stapelweise überalterte Spieler in der DEL wiederfinden? Wohl eher nicht. Denn guter junge Spieler werden sich immer durchsetzen, egal ob sie nun auf dem Spielberichtsbogen stehen müssen oder nicht. Denn nur der Zwang hilft den Spielern auch nicht. Denn aufs Eis dürfen bei den meisten Eishockey-Trainern natürlich auch nur die Spieler, die die geforderte Leistung bringen können. Was bringt es also einem 20jährigen Spieler, wenn er 5 Jahre in der DEL auf der Bank sitzen darf? In der gleichen Zeit könnte er auch in der zweiten Liga Spielpraxis sammeln und dann mit Profierfahrung sich für das Oberhaus empfehlen.

Was passiert unterhalb der DEL?

Der DEL wird durch die Abschaffung der Regel keinen qualitativen Schaden nehmen. Auch wird sie nicht maßlos überaltern. Doch was passiert darunter? Auch heute ist das Durchschnittsalter in der 2.Liga zwei Jahre niedriger als das in der DEL. Diese Differenz wird in der Zukunft wohl größer werden. Spieler wie Christoph Melischko werden mit 26 Jahren nicht  mehr auf ein Mal nach fast 400 DEL Spielen für die erste Liga uninteressant. Ein weiteres Beispiel ist Peter Boon der nur so lange DEL Verträge erhielt, solang er unter 25 Jahre alt war. Daniel Menge oder Stefan Gottwald spielen jeweils bisher eine starke Zweitligasaison. Doch alle sind über 25 und würden bei bestehender U25-Regel sicherlich keine Chance mehr in Liga Eins erhalten. Warum aber sollten sie das nicht verdient haben? Ein Michael Wolf ging zum ersten mal mit 24 Jahren in der DEL auf Torejagd, hätte die DEL sogar eine U23-Regel (wie die 2.Liga) wäre er wohl bis heute nicht in der Nationalmannschaft angekommen.Wer weiß schon, wie viel Talent wirklich noch in einem 25jährigen schlummert?

Qualitätsverlust in Liga zwei?

Fakt ist, für die Zweitligisten wird es nun schwieriger gestandene DEL-Spieler in Boot zu holen. Ein Thomas Martinec oder auch ein Stephane Robitaille werden eher noch ein Jahr als Notnagel bei einem DEL-Team unterschreiben, als eine Klasse tiefer zu gehen. Und woher nehmen nun die Zweitligisten die fehlenden Spieler? Wenn alles klappt aus dem eigenen Nachwuchs. Und was könnte besser sein, als diese Spieler zu fördern und im eigenen Team einzusetzen?

Dass die DEL im selben Zug, allerdings natürlich erst eine Saison später, noch die Ausländerstellen nach unten korrigiert, kann nur positiv für das deutsche Eishockey sein. Dass nun allerdings jedes DEL Team zwei Spieler unter 20 Jahre im Kader haben muss, ist sicherlich hauptsächlich eine Alibifunktion. Vor allem da hier auch Förderlizenzspieler gelten. Doch auch das kann sehr gut sein für das deutsche Eishockey. Die sehr guten U20 Spieler können sich sicher in der DEL durchsetzen, die etwas schwächeren können zunächst in der zweiten Liga Erfahrung sammeln ehe es zum Bankdrücken in Liga 1 geht.

Und wer weiß, vielleicht lernen mit der Zeit auch die jungen Spieler, dass man nur durch harte Arbeit im Training und durch viel Spielpraxis besser wird.


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2 Kommentare »

  • Björn Fricke said:

    In meinen Augen betreibt man aber weiterhin ein “Reverse Engineering” in Punkto Nachwuchsförderung. Es ist schön und gut das man sich Reglementierungen überlegt.
    Allerdings muss erst einmal ein Talent überhaupt soweit geformt werden, dass es mit Anfang 20 überhaupt eine realistische Chance hat in den Top-Ligen um einen Stammplatz zu konkurrieren. Dazu schweigen sich jedoch die Funktionärs-Riegen momentan aus, trotz Kritik von “Noch-Vielleicht-Doch” Bundestrainer Uwe Krupp.
    Beim DEB scheint dieser Punkt momentan leider auf der Tagesordnung hinter internen Querelen um das Amt des Bundestrainers und der Ausrichtung des Pond-Hockey-Cups im Schatten zu stehen, obwohl es so eminent wichtig ist und momentan in den Kooperationsgesprächen die eigentlich wichtigste Rolle spielen sollte.
    Alle Aufmerksamkeit richtet sich auf den Punkt “Auf und Abstieg”, aber eine langfristige Sicherung der Nachwuchsförderung würde unserem Sport momentan viel mehr helfen.
    Es muss ein für alle mal Schluss sein mit Alibi-Nachwuchs-Projekten um Statuten gerecht zu werden, sondern jeder Profi-Verein in diesem Land muss entsprechende Infrastruktur schaffen um Nachwuchs auszubilden. Ist dies aus Standort-Gründen nicht machbar, so muss entsprechend anderorts mitgefördert werden und dies nicht so lapidar wie es momentan passiert.
    Anstatt sich über die Eignung von Herrn Krupp zu streiten, sollten Herr Harnos und Herr Reindl vielleicht einmal über seine Worte nachdenken und als DEB hier Position vertreten, bevor im Sommer möglicherweise das große Stühlerücken passiert. Die Gelegenheit etwas zu ändern ist nur jetzt vorhanden, bis der neue Kooperationsvertrag ausgehandelt worden ist.

  • Print@Homer said:

    Klasse Beitrag. Sowas würde man sich in der Berichterstattung über das Deutsche Eishockey viel mehr wünschen. Weiter So!

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