Oberliga-West – Vorschau: Teil 1

20 September 2010 Text: Björn Fricke
Foto: mikebaird / flickr.com

Eine geballte Portion Pape erwartet uns im ersten Teil der Ruhrpottsaga. Alte Kontrahenten und Rivalen aus alten Zeiten treffen erneut aufeinander. Duisburg, Essen und Herne heute unser Thema.

Füchse Duisburg

In Duisburg setzt man die Verschleißung gestandener DEL-Stürmer auf dem Trainerposten fort. Diesmal an der Reihe ist Andy Lupzig. Der ehemalige Kölner Assistenztrainer erweitert die inzwischen gewohnte Kungelei zwischen den Clubs im Papeschen Eishockeyimperium Rhein-Ruhr um eine weitere Personalie.

Mit Sportdirektor und gewohnt überall mitredendem Chef Shannon McNevan und stets ebenfalls haargenau sein Eishockeypersonal beäugenden Mäzen Pape im Rücken, muss man schon fast Mitleid mit dem ehemaligen Nationalspieler haben. Haut er zu sehr auf den Putz ist er schneller entsorgt, als er Wertstofftonne sagen kann. Darin hat der Chef schließlich die größte professionelle Erfahrung in der ganzen Eishockeyrepublik. Ist er zu lasch, wird ihn wohl das gleiche Schicksal ereilen wie diverse Vorgänger. Nun ist Herr Lupzig für alles andere bekannt als sich von anderen in die Suppe spucken zu lassen. Wir holen schonmal langsam das Popkorn raus und warten gespannt wer als erstes vom internationalen Raumbahnhof Duisburg per Expresszündung gen äußere Stratosphäre rauscht.

Der Kader zumindest kann sich wieder sehen lassen und dürfte sportlich die Aufgabe ein wenig vereinfachen. Unbequeme Akteure, wie das ewige und vor allem ewig aufmüpfige Talent Nils Liesegang hat man zurück an den Gysenberg in die Krabbelgruppe zum erwachsen werden geschickt. Der Geduldsfaden von Eigner Pape scheint extrem kurz bei seinen inzwischen drei Club-Spielzeugen. Ehe man gemault hat, ist man schon mit dem Umzugswagen in die neue Spielerwohnung unterwegs, es herrscht reges Recycling nach oben und unten in den Ligenstrukturen.

Fazit: Der EC Pape Füchse Edition wird sich wieder höchstens selber aus der Bahn schießen. Der Kader genügt sportlich um die Zwischenrunde zu erreichen. Dennoch dürfte die kritische Masse an Sonnenkönigen im Papeschen Eissportbund Köln-Duisburg-Herne wieder für einigen Zündstoff sorgen. Unwahrscheinlich das alle Personen in Kompetenzpositionen das Ende der Saison erblicken und entweder anderswo im System recycled werden, oder direkt auf die Halde kommen. Davor dürften auch diverse Kufencracks nicht verschont bleiben, bis die Transferliste schließt. Meldete McNevan erst letztens den engültigen Abgesang auf Hockey-Town Herne sind wir uns sicher das sich das Fähnlein schneller drehen wird als Herr Pape zum Diktat einer Pressemitteilung benötigt.

Herner EV

Man ist wieder man selbst, äusserlich zumindest. Nach dem Drama um Ritter und Dönerspiesse der Vorsaison kann Ost-Schalke wieder beruhigt zur Normalität zurückkehren. Die heisst nach wie vor marode Halle, marode Finanzverhältnisse und ordentlich Feuer auf den Rängen und im Team. Dazu kommt die Schein-Unabhängigkeit vom im Verborgenen über Geschäftsführer Roos und seine Betriebs-GmbH nach wie vor die Strippen ziehenden Müllmogul Ralf Pape.

Man hat endlich seine erhoffte Nachbarschaftsliga und kann die alten Ruhrpott-Rivalitäten mal so richtig auskosten. Hoch hergehen dürfte es beim Derby-Revival gegen Essen und Duisburg.  Gerade letzteres durch die Besitzverhältnisse durchaus pikant. So wird man sicher vom Verband mit allen verfügbaren Augen auf diese Spiele schauen. Nicht nur weil sich wieder sicherlich diverse Fussball-Urlauber auf den Rängen ihre spärlichen Gehirnzellen durch Brauwarenkonsum und kinetischen Energie-Einsatz schmälern werden, sondern weil auch mögliche Stall-Regie bei prekärer Tabellensituation ausgeschlossen werden muss.

Fazit: Eine neue Liga ist wie ein neues Leben. Einigen Alt-Hernern dürfte schon beim Blick auf  die Teilnehmerliste das Pipi auf den Kohlestaub-geschwärzten Wangen stehen. Wenn nicht wieder die diversen Agitatoren auf und neben der Eisfläche den Zampano geben, kann es durchaus eine erfolgreiche Traditions-Saison beim Kumpelclub werden.

Moskitos Essen

Eingeschlagen wie eine Bombe im Essener Umfeld hat die neue Trainerverpflichtung. Mit Jari Pasanen kehrt der ehemalige Heilsbringer zurück, der eigentlich schon vor zwei Jahren das Ziel hatte das Essener Hockey zurück zu altem Glanz zu befördern. Ob dies dafür verantwortlich ist das diverse Last-Minute-Reparaturen die eigene Halle für die Vorbereitung unbespielbar machen ist unbekannt. Recht sollte es dem Finnen trotzdem sein, denn er hat in Essen nicht bloss Freunde und Gönner zurückgelassen. So wird es wohl zumindest in der Vorbereitung nicht die damals zahlreichen “Pasanen raus”-Rufe geben. Ob die Vorzeichen für sein zweites Kapitel Essen besser sind als damals bleibt abzuwarten.

Das erste war wohl eher eine Tragödie, die am Ende mit dem Abdanken des Finnens und der Flucht vor der Erwerbslosigkeit nach Schwenningen endete. Dort gab es dann in einer katastrophalen Bauchenberg-Saison auch bloss noch Saures. Nungut, wer sich in Schwenningen großmundig hinstellt und die Meisterschaft in Aussicht stellt, darf sich nicht wundern, wenn es selbst nach klaren Derbysiegen wütend Entlassungsforderungen von den Rängen schallt, da der Club aussichtslos auf den Plätzen umhergondelt. In Essen dürften sich die Vorschusslorbeeren also in erheblichen Grenzen halten.

Was er nun in Essen als Saisonziel verkündet bleibt abzuwarten. Er polarisiert Spieler und Fans, keine Frage. Nicht unbedingt die schlechteste Eigenschaft für einen Eishockeyübungsleiter, aber gerade wenns eng wird, eine der größeren Klippen.

Zumindest mauert man schonmal hinten ordentlich. Mit Finkenrath und Rollen-Nati Wegner nicht gerade schlecht aufgestellt für diese Strassenbahnliga. Vorne demonstriert Kapitän Koziol nun die beeindruckenste Ziehschritt-Technik um gekonnt für die Kollegen Orr und Miettinnen aufzulegen. Das Italo-Kanadische Dinosauriermodell Frank Petrozza ist auch nach wie vor unkaputtbar. Auch mit 40 Lenzen immer für eine gepflegte Portion Eskalation auf dem Eis zu haben und immer noch ein ordentlicher Scorer für die Oberliga.

Fazit: Der Trainer ein Fragezeichen, die Stärke des Kaders auch. Gute Leistungen in der Vorbereitung sagen nunmal rein gar nichts. Es ist was möglich, aber viel Aufbauarbeit zu leisten, wie an der eigenen Spielstätte.


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