“Unsere Jungs” – Teil 4

4 Mai 2010 Text: Matthias Häger
Foto: Roland Rappel / fire-gallery.de

Am Ende eines langen Tages hieß es in der STARTING6-Redaktion “Du machst den letzten Teil der Nationalspieler-Serie.” Nichts leichter als das, wenn es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch einen gefühlten 37-Mann-Kader gibt und man die sechs Spieler rausfiltern muss, die es noch auf die WM-Bühne schaffen werden, Ort ständig über die Talentschmiede Kaufbeuren fabuliert und Sander fluchend versucht die blaue Schminke zu entfernen. Liege ich mit der Auswahl falsch, so nehmt das Wissen mit, vielleicht braucht ihr bei einer 500.000 Euro-Frage mal das Datum von Kreutzers erstem Länderspiel griffbereit.

Robert Dietrich

Erstes Länderspiel: 12.04.2007 Deutschland – Dänemark 4:2
13 Länderspiele, 3 Tore, 2 Assists, 4 Strafminuten

Der Verteidiger ist ein relativer Neuling im DEB-Team, kann erst auf 13 Spiele und eine Weltmeisterschaft zurückblicken, Olympia 2010 fand ohne den in Kasachstan geborenen Robert Dietrich statt. Früh kam er nach Deutschland und durchlief die Jugendmannschaften des ESV Kaufbeuren – Ort meldet sich stolz in der Redaktion “Schon wieder einer.” – bevor er 2002 zu den Jungadlern nach Mannheim wechselte. Doch er schaffte nicht direkt den Sprung in die DEL und wählte gezwungenermaßen den steinigen Weg durch die unteren Ligen. Mit 17 avancierte er bei den Elchen Peiting zum Leistungsträger in der Oberliga und konnte danach in Liga Zwei auch in Crimmitschau und Straubing (Meisterschaft) überzeugen. Danach fühlte er sich bereit für die DEL und unterschrieb bei den DEG Metro Stars. Nach einer guten Vorbereitung machte ihn Don Jackson gleich zum Stammspieler und die Nashville Predators griffen beim NHL-Draft zu. Es folgte ein Seuchenjahr, u.a. Bruch der Sprunggelenks, und danach der Sprung über den großen Teich. Die letzten beiden Jahre verbrachte Robert Dietrich bei den Milwaukee Admirals in der AHL und klopft jetzt nachdrücklich an die Tür zur NHL, sein Debüt ist nur eine Frage der Zeit.

Frank Hördler

Erstes Länderspiel: 09.11.2005 Deutschland – USA 7:2
53 Länderspiele, 2 Tore, 7 Assists, 59 Strafminuten

Um den Höhenflug von Ort zu stoppen, nun ein Spieler, der Kaufbeuren nur vom Hörensagen kennt: Frank Hördler. Der kommt nämlich aus Bad Muskau, das liegt an der polnischen Grenzen und in seiner Karriere trieb es den Verteidiger nie weiter westlich als bis nach Selb. Dort, beim ERC Selb in der Oberliga, debütierte er im Profi-Eishockey und machte nach zwei guten Jahren die Eisbären Berlin auf sich aufmerksam. Das Kultteam aus Hohenschönhausen holte den blonden Jungen in die Hauptstadt und plante mit ihm für die Regionalliga. Doch Hördler kämpfte, Hördler biss sich durch und spielte gleich in seinem ersten Jahr 46mal in der DEL. Einmal angekommen verteidigte er seinen Stammplatz und konnte 2005, 2006 und 2008 jeweils mit den Eisbären die deutsche Meisterschaft feiern. In die Nationalmannschaft kam er bereits unter Greg Poss. Für den TUI-Nations-Cup 2005 wurde Hördler nominiert, eine Belohnung für seine konstanten Leistungen in der Liga, in der er vermehrt auch in Über- und Unterzahl herandurfte. Seit 2006 ist er regelmäßig bei den Weltmeisterschaften dabei, in seinem ersten Jahr gelang direkt der Aufstieg. Bei Olympia 2010 musste er den NHL-Profis den Vortritt lassen.

Alexander Barta

Erstes Länderspiel: 04.02.2004 Deutschland – Österreich 0:2
85 Länderspiele, 12 Tore, 20 Assists, 34 Strafminuten

Und schon wieder ein Berliner. Alexander Barta, waschechter Berliner, Center, 27 Jahre alt. Er ist ein Kämpfer, der immer wieder um einen Platz im Nationalteam bangen muss und 2008 mit seiner schweren Verletzung – offener Oberschenkelbruch – Aufsehen erregte. Er begann seine Karriere bei den Eisbären Juniors, durchlief dort die Nachwuchsteams und debütierte mit 18 in der DEL. Nebenbei spielte er auch noch mit einer Förderlizenz für den EC Bad Nauheim in der zweiten Liga, zeigte aber schnell, dass er das Zeug für das Oberhaus hat. Seit 2002 spielte er so auch konstant in der DEL. Nach vier Jahren bei den Eisbären wechselte er nach dem Meistertitel 2005 den Verein, innerhalb der Anschutz-Gruppe zog es ihn zu den Freezers nach Hamburg. Der Weg in die Nationalmannschaft war vorgezeichnet: 2004 berief ihn Hans Zach erstmalig, 2005 durfte er bei der A-WM antreten und stieg prompt mit dem deutschen Team ab. Aber im Folgejahr hatte er mit drei Treffern auch seinen Anteil zum direkten Wiederaufstieg beigesteuert. Seitdem gehört er zum erweiterten Kader, die WM 2008 musste er verletzungsbedingt auslassen, bei Olympia 2010 zog man ihm die NHL-Spieler vor. In Hamburg konnte er seine Statistiken noch einmal verbessern und war zeitweise der beste deutsche Scorer im Team. Man würdigte seine Leistungen mit dem Kapitänsamt und trotz der Katastrophensaison an der Elbe hält Barta dem Team die Treue. Kontinuität und solides Spiel, das zeichnen Alex Barta aus. Ausreißer nach unten sucht man vergeblich, genauso wie Ausreißer nach oben. Das macht es für Uwe Krupp bei der Nominierung manchmal schwer.

Daniel Kreutzer

Erstes Länderspiel: 08.04.1999 Deutschland – Kasachstan 3:0
185 Länderspiele, 35 Tore, 46 Assists, 228 Strafminuten

Wer Sven Felski als Urgestein bezeichnet, der muss bei Daniel Kreutzer den Methusalem-Terminus aus der Kiste holen, denn der gebürtige Düsseldorfer steuert hart auf die 200er-Grenze bei den Länderspielen zu, was ihn auch zur Teilnahme am Legenden-Vorspiel befähigen würde. Doch statt mit Jochen Molling und Didi Hegen um ‘ne Kiste Bier zu zocken, hat er lieber Größeres vor. Mit seinen 30 Jahren hat er seit der B-WM 1999 kein großes Turnier verpasst, war bei drei olympischen Turnieren und zahlreichen Weltmeisterschaften dabei. Aus der Sicht eines deutschen Spielers hat er alles erreicht, was man im deutschen Eishockey realistisch schaffen kann. Seine Karriere begann er in der Jugend der DEG, im Alter von 17 debütierte er 1996 bereits in der DEL. Danach zog es ihn auf die Walz, in Duisburg, Oberhausen und Kassel stieß er sich die Hörner ab, bevor er im Jahre 2002 zurück zu der mittlerweile als Metro Stars firmierenden DEG kam. Als gereifter Führungsspieler führte er die DEG zu zwei Vizemeisterschaften, der ganz große Wurf blieb ihm aber versagt. So ist der Spieler, dessen Name in Deutschland auch außerhalb der Eisstadien geläufig ist, der schon bester deutscher Scorer war und in Düsseldorf bis 2013 verlängert hat, dort seit Jahren auch das “C” trägt, bis heute titellos geblieben, sieht man vom Pokalsieg 2006 ab.

Marcel Goc

Erstes Länderspiel: 08.02.2001 Deutschland – Norwegen 6:4
61 Länderspiele, 12 Tore, 5 Assists, 4 Strafminuten

Wenn das deutsche Team einen “Star” hat, dann ist es Marcel Goc. Einen Star, den hier keiner kennt, der in Nordamerika aber mittlerweile eine fest Größe ist, gehört er doch seit mehreren Jahren zum Stamm in der NHL und kann auf über 300 Spiele in der besten Liga der Welt zurückblicken. Länderspiele sind es weniger, das liegt aber auch daran, dass er nicht immer Zeit hat. Aber wenn er keine Play-Offs spielen muss, dann kann das deutsche Eishockey auf ihn zählen. Marcel Goc sagt nicht ab. Dadurch kommt der defensivstarke Center mit guten Bully-Qualitäten trotz seiner erst 26 Jahre schon auf vier WM- und zwei Olympia-Teilnahmen. Dazu gesellt sich noch der World Cup of Hockey 2006. Gelernt hat der gebürtige Calwer das Eishockey wie seine beiden Brüder bei der ESG Esslingen. Mit 14 wechselte er nach Schwenningen, mit 16 debütierte er für die Wild Wings in der DEL, mit 17 avancierte er zum besten deutschen Scorer des Teams. Dies zog natürlich das Interesse der NHL-Scouts auf ihn, 2001 wurde er in der ersten Runde an Position 20 gedraftet, so hoch wie nie zuvor ein deutscher Feldspieler. Nach einem weiteren Jahr in Schwenningen wurde er zur Vermeidung einer Insolvenz nach Mannheim verkauft, spielte dort ebenfalls noch eine Saison und wagte dann den Sprung nach Nordamerika. Das erste Jahr verbrachte er in der AHL, durfte aber für die Sharks überraschend in den Play-Offs ran, gleich im ersten Spiel gelang der erste Treffer. Nach einem weiteren AHL-Jahr rückte er dann fest in das NHL-Team der San Jose Sharks auf. Vor dieser Saison wechselte er zu den Nashville Predators und spielte die beste Saison seines Lebens.

André Rankel

Erstes Länderspiel: 09.11.2005 Deutschland – USA 7:2
39 Länderspiele, 3 Tore, 3 Assists, 34 Strafminuten

Mit André Rankel vervollständigt erneut ein Eisbär unsere Vorstellung der WM-Teilnehmer. Der 24-jährige Stürmer ist sogar ein fast perfekter Eisbär, ist er doch auch in Berlin geboren. Aber – und das stört das schöne Bild – gelernt hat er das Eishockey im Westteil, beim Lokalrivalen Berlin Capitals. Nach drei Jahren in der DNL und ein paar Einsätzen in der Regionalliga folgte mit 18 der schnelle Wechsel in den Ostteil der Stadt, die Perspektive bei den Eisbären und die Chance auf die DEL lockte den Flügelstürmer in den Welli. Dort musste er kämpfen, pendelte in den ersten beiden Jahren immer wieder zwischen DEL und dem Team der Eisbären Juniors in der Oberliga. 2006 dann der Durchbruch, im Meisterjahr setzte er sich im Team der Eisbären fest. Nach einem von Verletzungen geprägten Jahr kehrte Rankel 2008 umso stärker zurück und rückte in diesem Jahr in der internen Scorerliste Denis Pederson auf die Pelle. Nur fünf Punkte trennten ihn von der Berliner Legende und der Spitze der Scorerwertung. Etwas überraschend, dass Rankel beim NHL-Draft bisher nicht berücksichtigt wurde, allerdings ist der Zug nach Nordamerika noch nicht abgefahren, eine starke WM kann für den etablierten Youngster einen weiteren Schritt nach vorne bedeuten. 2005 durfte er erstmalig auch in der Nationalmannschaft vorspielen, seit 2007 war er bei jeder WM dabei. Auch in Vancouver 2010 lief André Rankel für das deutsche Team auf.


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