“Endlich angekommen…”

20 Februar 2010 Text: Manuel Ort
Foto: Privat

Nach mehren Jahren bei den DEG Metro Stars hat es Jochen Reimer endlich geschafft und ist seit Saisonbeginn die Nummer eins im Tor der Grizzly Adams Wolfsburg. Wir hatten die Möglichkeit mit dem sympathischen Allgäuer zu sprechen

STARTING6: “Hallo Jochen, zu aller erst einmal die Frage nach deinem Befinden, hast du die Knieverletzung soweit gut überstanden?”

Jochen Reimer: “Ja, das Knie macht mir keine Schwierigkeiten mehr und ich bin jetzt auch wieder zu 100% fit”

STARTING6: “Nach deiner Genesung musstest du jetzt wieder die Ersatzbank hüten, darfst du nach der Olympiapause auch wieder aktiv ins Geschehen eingreifen?”

Jochen Reimer: “Ich denke ich bin gut vorbereitet, kann und will auch wieder spielen. Auf der anderen Seite macht mein Partner Daniar zur Zeit seine Sache hervorragend und wir gewinnen, deswegen gibt es für die Trainer momentan keinen Grund zu wechseln. Das heisst für mich gut trainieren und mich so den Trainern in einer guten Verfassung präsentieren”

STARTING6: “Vor der Saison haben einige “Experten” nicht schlecht gestaunt als man in Wolfsburg auf zwei jungen deutsche Torhüter setzte – wart ihr dadurch noch mehr unter Druck immer Top-Leistungen abzurufen?

Jochen Reimer: “Naja, wir beide wussten das wir in dieser Liga konstant gute Leistungen bringen können und müssen. Natürlich war das eine neue Situation, die Nummer eins zu sein und den Druck zu verspüren. Bis zu dem Zeitpunkt war ich immer der zweite Torwart, da hat man natürlich bedeutend weniger Druck, bis jetzt war das allerdings kein Problem und man wächst ja bekanntlich mit seinen Aufgaben”

STARTING6: “Könnte man sagen das du endlich in der DEL angekommen bist?

Jochen Reimer: “Ich denke schon. Es war ein langer, harter Weg aber mittlerweile trau ich mir schon zu über einen längeren Zeitraum gute Leistungen zu zeigen. Es gibt aber immer noch genug Sachen an denen ich Arbeiten muss um auch auf Dauer in der Liga bestehen zu können.”

STARTING6: Die Hauptrunde ist jetzt fast vorbei und du bist unter den Top-3 Torhütern – dabei bist du sogar vor Leuten wie Ian Gordon, Fred Brathwaite und Rob Zepp – macht das stolz?”

Jochen Reimer: “Das freut mich natürlich, dass ich da oben stehe, aber das ist auch ein großer Verdienst der Mannschaft. Die Torhüter die da noch dabei sind, sind allesamt hervorragende Leute. Da muss auch ich mich immer wieder verbessern, aber das kommt alles mit der Zeit. Jetzt heisst es hart weiter arbeiten und in den Spielen viel Erfahrung sammeln.”

STARTING6: “Gibt es einen Spieler in der DEL gegen den du besonders ungern spielst?”

Jochen Reimer: “Es gibt da einige Spieler die wirklich brandgefährlich sind. Da gibts Spieler wie Michael Wolf , Jeff Ulmer und noch einige andere mehr, aber der Hamburger Verteidiger Jere Karalahti scheint immer gegen mich zu treffen.”

STARTING6: Dein Bruder Patrick (Stürmer bei den DEG Metro Stars, Anm. d. Red.) hat dir ja auch schon eins eingeschenkt – gibt es da dann “Trashtalk” wenn ihr zu Hause seid?”

Jochen Reimer: “Ja, stimmt, eins hat er gemacht, aber Trashtalk ham wir deswegen nicht, über sowas sprechen wir zu Hause eigentlich nicht. Dieses Jahr war es eh perfekt für beide von uns. Beide haben jeweils zwei Spiele gewonnen, er hat ein Tor gemacht und ich hab die ein oder andere Chance von ihm zunichte gemacht, unter anderem einen Alleingang. Daher gönne ich ihm sein Tor auch.”

STARTING6: Wie erleben eure Eltern die Spiele in denen ihr gegeneinander antreten müsst?”

Jochen Reimer: “Die freuen sich einfach wenn es bei uns beiden gut läuft – wenn wir dann gegeneinander spielen, muss es halt auch da für beide gut laufen. Meine Mutter ist da eher mal ein bisschen aufgeregt aber die ist auch schon viele Jahre dabei und kann schon damit umgehen.”

STARTING6: Die letzten drei Jahre warst du in Düsseldorf unter Vertrag, seit der neuen Saison bist du in Wolfsburg – wie unterschiedlich sind die beiden Vereine?”

Jochen Reimer: “Die Jahre in Düsseldorf waren wirklich super und ich hab mich dort sehr sehr wohlgefühlt. Die beiden Vereines sind aber sehr verschieden, in Düssledorf gehört Eishockey einfach dazu, jedem in der Stadt ist die DEG ein Begriff. Leider ist das in Wolfsburg noch ganz anders, hier steckt Eishockey noch in den Kinderschuhen, was sich allerdings nicht auf den Verein auswirkt. Alles wird professionell geführt und man merkt wirklich das hier großes im Aufbau ist, was sich in den letzten Jahren ja auch in den sportlichen Leistungen zeigt.”

STARTING6: Wie man munkelt hängt Wolfsburg vor allem beim Thema “Nachtleben” und “Kneipenlandschaft” etwas zurück?”

Jochen Reimer: “Das kan man so sagen, ja. In Düsseldorf ist natürlich schon ein bisschen mehr los aber als Eishockeyprofi bleibt für so etwas sowieso nur wenig Zeit.”

STARTING6: Du hast heute noch einen Joker auf deiner Makse – hat das etwas mit deiner Kaufbeurer Vergangenheit zu tun?”

Jochen Reimer: “Eigentlich hat das mehr mit meinem Spitznamen zu tun. Die Nordamerikaner haben Probleme meinen Namen auszusprechen und so wurde aus Jochen, Jocken und dann Joker. Jetzt nennen mich alle so. Außerdem bin ich ein großer Fan der Batman-Filme, aber meine Kaufbeurer Vergangenheit will ich natürlich nicht missen und deswegen ist es eine tolle Sache das der Joker auch dazu passt.”

STARTING6: Du hast eine Förderlizenz für die Hamburg Freezers bekommen, später dann für die DEG Metro Stars – vor allem als Torhüter ist es schwer in der DEL Fuß zu fassen. Wie siehst du die Förderlizenzregelung, hilft sie euch jungen Spielern oder ist die Gefahr größer mal zu einem unterklassigen Verein “abgeschoben” zu werden?”

Jochen Reimer: “Abgeschoben würde ich nicht sagen. Es ist im Grunde schon eine gute Sache. Ein Torhüter wird einfach nur besser wenn er Spielpraxis bekommt, was mich aber stört, sind Vereine die Ihre Torhüter nur ausleihen damit der 2. Liga Verein eine Absicherung für die Playoffs hat bei denen er dann eh nicht zum Einsatz kommt. Das ist nicht Sinn und Zweck einer Förderlizenz. Aber im Grunde ist das eine super Sache die auch mir sehr weitergeholfen hat.”

STARTING6: Apropos Sinn und Zweck. Während unserer gemeinsamen Zeit im Nachwuchsbereich hast du einmal darauf verzichtet einen Tiefschutz zu tragen, während eines Spiels wohlgemerkt, du erinnerst dich?”

Jochen Reimer: “Ja, da erinnere ich mich noch gut daran. (lacht). Aber damals ging das noch, da waren die Schüsse noch nicht so hart, heute wäre das quasi Selbstmord, bzw. wäre die Familienplanung in großer Gefahr”

STARTING6: Ich habe gehört das du die Karrieren der Spieler, gegen die du damals im Nachwuchs schon gespielt hast, bis heute verfolgst – z.B. Matthias Forster aus Schwenningen oder Steffen Tölzer aus Augsburg?”

Jochen Reimer: “Ich bin allgemein sehr Eishockeybegeistert und schaue mir eigentlich alle Statistiken an. Aber gerade Jungs gegen die ich schon ein ganzes Leben spiele, seh ich mir natürlich ganz besonders an und freue mich wenn es bei ihnen auch geklappt hat.”

STARTING6: Kurzer Wechsel in die 2. Liga, in der du ja selber einiges an Zeit verbracht hast: Wie siehst du die Einstellung der DEL bezüglich Auf- und Abstieg?”

Jochen Reimer: “Ich bin der Meinung das es einen Auf- und Abstieg geben sollte. Gerade das macht doch den Reiz eines Sports aus. Die 2. Liga spielt um die Goldene Ananas und die DEL-Mannschaften können sich auch mal eine Kathastrophensaison erlauben ohne das was passiert.”

STARTING6: …und wie schauts mit der Ausländerregelung in der DEL aus? Du hast ja selber einige Jahre einen starken ausländischen Torhüter vor dir gehabt – deine Chancen auf Einsätze sind dadurch natürlich nicht gestiegen…”

Jochen Reimer: “Natürlich heben die Ausländer das Niveau der Liga, auf ein paar Stellen könnte man allerdings schon verzichten. Ich sehe da immer die Schweiz als Vorbild, da klappt das seit Jahren super und deren Spieler werden immer besser. Auch bei uns sieht man jetzt immer öfters das die Schlüsselpositionen mit deutschen Spielern besetzt werden, z.B. vertrauen immer mehr Vereine auf Deutsche Torhüter, und das klappt doch super.”

STARTING6: Bleiben wir doch gleich bei deinem ehemaligen Kollegen Jamie Storr – du warst mit ihm in Nordamerika im vergangenen Sommer – was habt ihr da eigentlich getrieben?”

Jochen Reimer: “Ich war jetzt schon das dritte mal mit ihm dort und werde auch diesen Sommer wieder hinfliegen. Jamie hat dort eine Torhüterschule und ich helfe ihm dabei die jugen Spieler zu trainieren – zusätzlich kann ich dann selber auch noch mit Jamie trainieren. Eine Hand wäscht die andere. Ich helf ihm bei seiner Schule und er hilft mir mich zu verbessern.”

STARTING6: “Apropos Nordamerika, was traust du unserer Nationalmannschaft  bei den Olympischen Spielen in Vancouver zu?

Jochen Reimer: “Ich denke das dass für alle eine großartige Erfahrung sein wird. Um die Medaillen werden wir natürlich nicht mitspielen, aber die ein oder andere Überraschung ist auf jedenfall drin.”

STARTING6: Das klingt doch alles sehr positiv. Ich bedanke mich vielmals für das Interview und werde dir jetzt deinen wohlverdienten Feierabend gönnen. Ich wünsch dir alles gute für die Zukunft und natürlich viel Glück bei den eventuellen Playoffs. Wenn du willst darfst du abschließend sogar noch jemanden grüßen.”

Jochen Reimer: “Vielen Dank. War ja doch gar nicht so schlimm wie erwartet. (lacht). Ich würde gerne alle Leute grüßen die mir auf meinem Weg bisher geholfen haben.”




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Ein Kommentar »

  • Ilja said:

    Großes Lob an Starting6!!!! Klasse Interview!!!

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