“Ich bin ja eh schon brav”

14 Februar 2010 Text: Dominik Sander
Foto: Thorsten Drack / td-pictures.com

Vier deutsche Meisterschaften, Olympische Spiele, Weltmeisterschaften. Alexander Serikow hat schon fast alles auf dieser Eishockey-Welt erlebt. Beim Training einer Jugendmannschaft im beschaulichen Bietigheim stellte er sich unseren Fragen.

STARTING6: “Hallo Alex, trainiert dein Sohn auch schön fleißig?”

Alexander Serikow: “Ja, muss ja sein. Wenn er mal Eishockeyprofi werden will, dann muss er trainieren.”

STARTING6: “Wird man als Sohn eines Eishockeyspielers nicht ein wenig gezwungen selbst auch zu spielen?”

Alexander Serikow: “Nein, er ist da so mit rein gewachsen. Wo ich in Kassel war, waren die Kinder alle mit beim normalen Mannschaftstraining dabei. Der Betreuer hat auf sie aufgepasst und da haben die schon angefangen in der Kabine Eishockey zu spielen.”

STARTING6: “Das heißt man sieht vielleicht bald in den Hallen der Republik einen schimpfenden Papa Serikow der seinen Junior gerne öfters spielen sehen würde?”

Alexander Serikow: “Nein, so etwas wird es bei mir nicht geben. Ich mische mich bei den Trainern überhaupt nicht ein. Ich glaub das ist der verkehrte Weg. Es gibt leider genug Eltern die das machen, bekommt man in der Halle ja oft genug mit. Aber ein Trainer wird um einen echten Serikow ja nicht herum kommen.”

STARTING6: “Nachher heißt auch nicht nur ein Spieler, sondern auch der Trainer Serikow?”

Alexander Serikow: “Da habe ich mir noch nicht so viele Gedanken gemacht, was ich mal machen soll. Es wäre sicher ein interessanter Job, aber ich will auf keinen Fall kleine Kinder trainieren. Wenn dann bei den Größeren, wo man ein bisschen strenger sein darf.”

STARTING6: “Olympia steht vor der Tür. Du bist immer noch der jüngste Eishockey Spieler Deutschlands, der je an Olympia teilgenommen hat.”

Alexander Serikow: “Ehrlich? Wie alt war ich denn da? 19? 18? Und ich bin immer noch der jüngste?”

STARTING6: “Du warst 18. Und wenn unsere Recherchen stimmen, gehört dir dieser Rekord immer noch. Du weißt aber noch, wann und wo das war?”

Alexander Serikow: “Ja, war in Lillehammer 1994. War sehr schön, ich hab zwar nicht viel gespielt, hab daher aber mehr Partys feiern können. Es war halt sehr schön dort, weil der Vorteil von Lillehammer war einfach, dass du alle Sportarten zu Fuß in zehn Minuten erreichen konntest”

STARTING6: “War also das Event Olympia mit allen Randerscheinungen prägender als die Eishockey-Spiele selber?”

Alexander Serikow: “Ich muss sagen, an das Drumherum kann ich mich persönlich jetzt mehr erinnern. Gegen die Russen haben wir glaub ich sogar gewonnen, da war zumindest eine große Party. Das war aber auch eine andere Zeit. Ich hab da kein Video oder gar eine DVD von dem Ereignis, so dass ich mir die Spiele nochmal anschauen könnte.”

STARTING6: “Dein Tipp für Olympia 2010?”

Alexander Serikow: “Ich denk auf der kleinen Eisfläche gegen so viele NHL-Spieler. Dazu noch im eigenen Land, da wollen die natürlich alle was zeigen. Da geht es richtig zur Sache. Da glaub ich nicht, dass die deutschen viel reißen werden. Unter die ersten acht wäre natürlich super. Ich würde es ihnen natürlich gönnen.”

STARTING6: “Du glaubst nicht, dass die deutschen NHL-Profis auch positiv etwas bewirken können?”

Alexander Serikow: “Ach, da brauchst mehr. Wie viele NHL Spieler haben wir denn dabei, fünf? Das ist zu wenig gegen eine Mannschaft in der nur Superstars spielen. Das sind ja keine vierte Reihe Spieler. “

STARTING6: “Am Landshuter Eisstadion ist eine große Tafel auf der die Olympia-Teilnehmer geehrt werden. Dein Name fehlt. Warum?”

Alexander Serikow: “Auf der Tafel sind nur die Spieler verewigt wurden, die während der jeweiligen Olympiade für Landshut gespielt haben. Ich habe aber zu dem Zeitpunkt in Mannheim gespielt. Ich bin in Landshut geboren, habe meinen Hauptwohnsitz dort, mich hätte es gefreut wenn ich dort drauf gekommen wäre. Aber es ist eine Tafel des Vereins, und der wollte eben nur die eigenen Spieler darauf haben.”

STARTING6: “Ist es hart in der eigenen Geburtsstadt ausgepfiffen und ausgebuht zu werden?”

Alexander Serikow: “Ach, das ist  eh klar. Ich bin vielleicht ein bisschen unangenehmer Spieler, provoziere gern ein bisschen. Und das sehen die halt nicht so gern. Aber für den Verein, wo ich Spiel, für den gebe ich alles. Da nehme ich keine Rücksicht, ob ich jetzt Landshuter bin oder nicht. Da hätten sie mich behalten müssen, dann hätten sie das Problem nicht. Außerdem war ich früher ja viel wilder. Ich bin ja eh schon brav, sehr brav.”

STARTING6: “Ob brav das richtige Adjektiv für deine Spielweise ist?”

Alexander Serikow: “Also vor meinen Operationen war ich definitiv wilder. Aber sonst bin ich schon ein fairer Spieler. Bekomme wenig Strafzeiten, verletze keine Spieler absichtlich, so was mache ich nicht.”

STARTING6: “Gibt es wirklich Spieler, die so etwas machen?”

Alexander Serikow: (zögert) “Ich hab schon einen gekannt ja. Ich hab nur mal einen Zeitnehmer verletzt, das aber nicht absichtlich”

STARTING6: “Bitte? Wie denn das?”

Alexander Serikow: “Das war in Mannheim, da haben wir gegen Krefeld gespielt. Es gab eine Schlägerei auf dem Eis und ich hab mich mit einem geprügelt. Das war früher so, als junger Spieler hast du dich prügeln müssen. Auf der Strafbank haben wir dann weiter gestritten, da hab ich mir eine Trinkflasche genommen und wollt die ihm auf den Kopf schmeißen. Ich werfe also die Flasche rüber und auf einmal fällt der Zeitnehmer vom Stuhl.  Zum Glück war es im eigenen Stadion, sonst hätten die mich wohl eingesperrt.”

STARTING6: “Aber du hast dich hoffentlich entschuldigt.”

Alexander Serikow: “Na klar. Er hat das schon überstanden. Aber auch die Spiele danach, immer wenn ich auf der Strafbank saß hab ich die Flasche hoch geschmissen und das ganze Stadion hat gejubelt. War ganz witzig.” (lacht)

Hier geht es weiter mit Teil 2 des Interviews. Es geht um Meisterschaften, die DEL und den World Cup of Hockey.


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