Eishockey in Österreich – Die EBEL

6 August 2010 Text: Markus Jaensch
Foto: pixel0908 / flickr.com

Österreich und Wintersport – das hängt zusammen wie Tag und Nacht oder das deutsche Eishockey und Finanzprobleme. Unzertrennbar. Scheinbar. Wäre da nicht der Makel, dass österreichische Wintersportler fast ausschließlich auf Skiern erfolgreich sind. Doch dass in Österreich auch „ski-unbezogener“ Wintersport praktiziert wird, wissen wir nicht zuletzt seit den Überlegungen, ob der EHC München in der EBEL Eishockey spielen soll. STARTING6 schaut sich um, was es bedeutet, Eishockey in der Alpenrepublik zu spielen.

Organisierter Spielbetrieb

Die Ursprünge der Erste Bank Eishockey Liga (EBEL) gehen bis ins Jahr 1965 zurück. Am 15. Mai diesen Jahres sorgte eine große Reform des Österreichischen Eishockey Verbandes (ÖEHV) dafür, den Spielbetrieb in der Alpenrepublik zu revolutionieren. Mit vier Teams startete die Bundesliga in ihre ersten vier Jahre. In jedem Jahr stieg der Meister der Nationalliga B auf (ohne Absteiger), sodass nach vier Jahren 8 Teams die Meisterschaft ausspielten. Seit der Saison 1968/69 hieß es dann: den Meister spielen wir in einer Meisterrunde aus, der letzte muss in die Relegation.

Bis ins Jahr 2000 war die Meisterschaft geprägt von Seriensiegern. So gewann der KAC zwischen 1965 und 1980 13-mal den Meistertitel oder die Mannschaft aus Feldkirch in den Jahren von 1980 bis 2000 9-mal. Die Dominanz der Einen hatte allerdings das Unheil der Anderen zur Folge. Einige Vereine übernahmen sich und konnten mit der finanzkräftigen Konkurrenz nicht mithalten. Als im Jahr 2000 der Hauptsponsor von der VEU Feldkirch absprang, wurde eine Art Budgetgrenze eingeführt und sich nach Investitionsalternativen umgesehen. In den folgenden drei Jahres erhielt die Liga dann erstmals mit Uniqa einen Haupt- und Namenssponsor.

Erste Bank Eishockey Liga

Auf Uniqa folgte zur Saison 2003/04 die Erste Bank der österreichischen Sparkassen. Doch auch die selbstaufgelegten Budgetgrenzen halfen nicht, dem Fehlverhalten beim Wirtschaften der Vereine vorzubeugen. Dies führte dazu, dass teilweise nur noch 7 Vereine am Spielbetrieb teilnahmen. Die Lösung dieser Problematik erschien einfach: man nahm einfach Teams aus Kroatien, Slowenien und Ungarn in der Liga auf, so dass die besten Teams aus den anliegenden Ländern am Spielbetrieb der EBEL teilnehmen. Auf dieser Weise erinnert die EBEL an die Gebiete des Kaisertums Österreich, als sich das Land bis nach Bosnien-Herzegowina erschloss.

Mittlerweile spielen 10 Vereine in der EBEL. Diese sind der EC VSV (Villach), der EC Red Bull Salzburg, KHL Medvescak Zagreb (Kroatien) , EV Vienna Capitals, EC KAC (Klagenfurt), EHC Liwest Black Wings Linz, Moser Medical Graz 99ers, HK Acroni Jesenice  (Slowenien) , HDD Tilia Olimpija Ljubljana (Slowenien) sowie Sapa Fehervar AV19 (Ungarn). Die Teams spielen mit jeweils 54 Spielen (3 Hin- und Rückrunden) die Platzierung aus, denen dann Playoffs im Modus Best-of-Seven folgen. Der Sieger von Viertelfinale, Halbfinale und Finale darf sich Österreichischer Meister nennen. Rekordchampion mit 22 Titeln ist der KAC, gefolgt von Feldkirch mit 9 und Villach mit 6. In der jüngsten Vergangenheit holten allerdings die Salzburger gehörig auf. In ihren bisherigen sechs Saisons in der EBEL erzielten sie 5 Finalteilnahmen und konnten drei davon siegreich gestalten.

Vergleich mit der DEL

Bleibt die Frage offen, wo steht die EBEL im Vergleich zur DEL? Als Gesamtheit sicherlich noch deutlich hinter der DEL. Zu Schwach sind die einzelnen Vereine, zu gering ist die Anzahl der Eishockeyspieler in Österreich (ca. 9000 gegenüber rund 30.000 in Deutschland). Weiterhin gilt, dass die Qualität der Ausländer nicht besonders hoch ist. Es scheint, dass viele Ausländer, die in Deutschland gescheitert sind oder sich langfristig in Deutschland nicht mit der Durchschlagskraft durchsetzen konnten, wie sie es wollten, in die EBEL wechseln. So hat (nahezu) jedes Team Spieler mit Deutschlanderfahrung. Spieler wie Aaron Fox, T.J. Guidarelli, Dan Bjornlie, Rich Bronilla, Norm Maracle, Oscar Ackeström oder Tommi Sarosaari sind oder waren in der EBEL Führungsspieler, in Deutschland reichte es meist nur zu einer guten Saison oder zu einer Führungsrolle in der 2. Bundesliga. (Im Übrigen ist die Ausländerproblematik über eine Punktekarte geregelt. Ein Ausländer erhält 4 Punkte, ein einheimischer Spieler entsprechend weniger. Pro Team dürfen 65 Punkte erzielt werden.)

Dennoch ist eine positive Entwicklung zu erkennen. Dies hat mehrere Gründe. Einerseits ist hier deutlich der Einstieg von Red Bull beim EC Salzburg zu nennen. Die Salzburger würden auch in der DEL eine gute Rolle spielen. Hier sitzt das Geld (wie von Red Bull aus anderen Sportarten gekannt) – und Geld bringt bekanntlich auch Erfolg. Im letzten Jahr gewannen sie sogar das Red Bull Salute Turnier gegen die Vereine ZSKA Moskau, Espoo Blues, Adler Mannheim, ZSC Lions und Sparta Prag. Als zweiter Punkt sei die Internationalisierung der Liga zu nennen. Mit Zagreb ist beispielsweise ein Zuschauermagnet hinzugestoßen (6000 im Schnitt – der Ligaschnitt ohne Zagreb liegt bei 3500 pro Team). Weiterhin können die Teams aus Kroatien, Slowenien und Ungarn 74 nationale Titel aufweisen. Dass auch Slowenen Eishockey spielen können, hat nicht zuletzt Anze Kopitar bewiesen. Weiterhin las man auch immer wieder davon, dass Teams aus Italien (Bozen, Meran) oder Deutschland (München) Interesse an einer Teilnahme an der EBEL haben.

Ausblick

Wenn die EBEL langfristig planen kann, kann sie auch an Stärke gewinnen. Dazu benötigt es allerdings einen guten Wettbewerb. Genau hier liegt das Problem. Red Bull ist zwar ein Segen für Salzburg, doch zu groß darf der finanzielle Vorteil nicht werden. Zu schnell könnte die Spanne zwischen „arm und reich“ wieder aufklaffen und eine Teilung der Liga bevorstehen. Auch sollte, ähnlich wie in der DEL, ein langfristiger Modus verfolgt werden. Nahezu jährlich wird das System geändert, was alles andere als Kontinuität aufkommen lassen kann. Sollte die Liga allerdings internationaler werden und die Teams aus Südtirol aufnehmen, so könnte weitere Klasse gewonnen werden und eine starke „Alpenliga“ entstehen.


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2 Kommentare »

  • Lacket said:

    Hi. Erst mal guter Artikel.

    Aber glaub einen kleinen Fehler gefunden zu haben. Die Mannschaft, die das Finale gewinnt, ist nicht automatisch der österreichische Meister. Sondern wenn dies ein “ausländischer” Verein sein sollte, dann ist das der Meister der EBEL.
    Österreichischer Meister, ist der bestplatzierterste österreichische Verein.
    Glaub sowas in der Richtung mal gelesen zu haben.

    Ansonsten weiter so

  • Markus said:

    vollkommen richtig…hatte ich vergessen! Es gibt zwei Pokale, einen für den Meister und einen für das beste Team aus Österreich. Sollte beides von einem Team erreicht werden, so bekommt dieses dann beide Pokale. Somit werden in einer Saison zwei Titel ausgespielt: der österreichische Meister sowie der EBEL-Meister.

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