DEL-Vorschau: Teil 5

1 September 2010 Text: Björn Fricke, George J. King, Ralf Leising
Foto: b1ubb / flickr.com

Heute wollen wir den Tigern einen Bären aufbinden. Nürnberg, Straubing und die Wolfsburger im heutigen Teil der DEL-Vorschau.

Thomas Sabo Ice Tigers

(gjk) Wer an Nürnberg denkt, dem kommen gleich mehrere Dinge in den Sinn: Nämbercher Bradwurschd, Lebkuchen… Schnupfen-Medikamente und… Silberschmuck? Zumindest die letzten beiden Dinge dürften den Eishockeyfans in Nürnberg inzwischen fast mehr sagen als die bundesweit beliebten Leckereien, hatte sich der finanzielle Schnupfen der Ice Tigers Anfang 2009 allem Sinupret zum Trotz doch beinahe als fatal herausgestellt, wäre nicht da nicht der schmucke Silberstreif am Horizont aufgetaucht.

Seitdem befinden sich die Schmusekatzen aus Franken im Thomas Sabo Charme Club und duften in der neuen Saison sogar nach »Puck, Fashion, Love & Passen«, dem neuen Parfüm des Hauptsponsors. Die neuen Trikots sind allerdings dann doch nicht rosa, um Lizenzprobleme mit dem rosaroten Panther zu vermeiden, der ja weiterhin im Geheimen mit Augsburg und Ingolstadt verhandelt.

Nachdem in Sachen Duft, Design und Accessoires in Nürnberg alles geregelt ist, dürfte es sportlich auch in diesem Jahr so aussehen wie fast immer: eine gute Vorrunde mit einem Platz unter den ersten Fünf und danach gleich im Viertelfinale ausscheiden. So zumindest unser Spekulatius für diese Saison. Dabei wäre es so einfach, viel mehr zu erreichen, würde man den passenden Mitspieler für Greg und Brad Leeb finden. Aber der russische Stürmer Petr Kuchenko dürfte wohl schon etwas alt sein und der »k.o.« am Ende passt dann doch nicht wirklich zu hohen Saisonzielen.

Vielleicht könnte man ja wenigstens Alexander Oblinger dazu bewegen, sich in Oblatinger umzubenennen? Oder Brad Leeb in Brad Wurschd? Ansonsten muss man darauf hoffen, dass Neuverpflichtungen wie der NHL-erfahrene Ryan Bayda und Vitalij Aab die Erwartungen erfüllen. Eine Geheimwaffe für die Weihnachtsbäckerei bleibt den Ice Tigern jedoch noch: der junge Keeper Torhüter Sebastian Stefaniszin. Anis. Lecker.

Fazit: Nürnberg ist dufte!

Straubing Tigers

(rl) Nahezu die ganze Liga wird regiert von riesigen und sterilen Multifunktionsarenen. Es regiert die Popcorn-Kino-Stimmung! Überall! Wirklich überall? Nein! Ein kleines niederbayerisches Städtchen wehrt sich trotzig dagegen. Und alle Versuche des anwaltlich geschulten Mr. T., der 9.000 Gründe dafür sucht, daran etwas zu ändern, sind bislang gescheitert. So würde die Einleitung lauten, hätte man die Absicht Straubing mit einem bekannten Dorf in Gallien zu vergleichen. Und trotz der Unterschiede…so abwegig scheint das nicht!

Hinter den Zahlen 12, 14, 13, 13 verbergen sich keine Lottozahlen, sondern die Saisonplatzierungen der Tigers seit der DEL – Zugehörigkeit. Aber dank der (fast) geschlossenen Gesellschaft ohne einen Abstieg, muss niemand in Straubing, wie naürlich in den anderen Standorten auch, sportlich Zukunftsängste haben. Wobei in der letzten Saison mit immerhin 70 Punkten, die erreicht wurden (das war die beste Ausbeute in der DEL bisher) und lediglich 4 Punkten Rückstand auf Platz 10, einiges mehr möglich gewesen wäre.

Alles Provinz in Straubing? Zum Teil, nicht ganz! Zwei Standortvorteile gibt es. Zum einen die dort beheimatete “Eishockey-News” mit Will Lüdeking und seinen Mannen, zum anderen sicherlich die tolle Stimmung, ob klassischer Spielstätte und treuer Anhängerschaft, die ihr Team lautstark und bedingungslos unterstützt. Es ist genau DAS Eishockey-Erlebnis, das wir in der STARTING6 Redaktion begrüßen. Auf Wunsch schreiben wir jederzeit und im Schlaf ein mindestens 10.000 Punkte-Programm, das genau diese Art des Eishockey Erlebnisses untermauert! Das genießt uneingeschränkt unsere Sympathien. Zudem sollen angeblich die Zeiten der selbstgestrickten Fanpullis und Schals in den Vereinsfarben auch in Straubing der Vergangenheit angehören.

In die nunmehr fünfte Spielzeit im Eishockey Oberhaus gehen die Mannen von Jürgen Rumrich und Jason Dunham rund um Kapitän und Urgestein Bill Trew vor allem mit einer Prämisse: Es müssen mehr Tore geschossen werden, will man sich endlich etwas deutlicher vom Tabellenende lösen. 135, 132, 144 und 149, wieder keine Lottozahlen, nein soviele Tore waren es bisher in den vier DEL-Spielzeiten, die von den Straubingern geschossen wurden. Tendenz steigend und trotzdem, es sollen mehr werden. Hat man doch genau hier das Hauptproblem ausgemacht.  Mit dem kanadischen Strumtrio Carl Corazzini (von Ingolstadt), Lee Goren (vom SC Bern) und Derek Hahn (aus Frankfurt), hofft Coach Rumrich, die lang ersehnte Top-Reihe gefunden zu haben, die dort Abhilfe schafft. Zu wünschen wäre es den Tigers.

Fazit: Ein Schritt weg von den letzten Tabellenplätzen wäre ein Erfolg.

Grizzly Adams Wolfsburg

(bf) Gäbe es nicht schon die Bielefeld-Verschwörung und einen großen Automobilkonzern, die Retorten-Stadt vor Fallersleben wäre national so hoch im Kurs, wie das lokale Eishockeyteam bei ihren Einwohnern. Der Nachhall von VFL-Meisterschaft und der Glamour von Diego & Co. erstickt das erreichte DEL-Halbfinale im Dämpfschaum der tristen Autostadt. Bleibt dem VFL dank enstprechender Medienwirkung und dem Status Rasensport noch Beachtung der VW-Malocher und Provinz-Yuppies, muss sich der Eishockeyclub selbst beim Sponsoring mit der Submarke aus dem Gönner-Tropf zufrieden geben. Trotz sportlich beeindruckender Bilanzen.

Man hat es nicht leicht neue Fans für den Club zu begeistern. Wie der Besitzer eines leeren Restaurants traurig der Laufkundschaft vor dem Fenster beim Vorbeilaufen zuschaut, seufzt es ähnlich laut beim Auswerten der Zuschauerzahlen in der Geschäftsstelle zu Wolfsburg. Auf Ewig scheint man die rote Laterne gepachtet zu haben.

Ach, schau an, die Müllabfuhr ist auch schon da! So grüßt es in den Stadien und Arenen der Republik, wenn sich die Trapper in ihren marinenfarbenen Trikots auf Punktejagd begeben. Das eigene Image bietet somit mehr Angriffsfläche als Ailton, obwohl die sportliche Finesse eines Diegos auch in Form von Laliberte & Co auf dem Eis ihre Kringel dreht. Am Ende ist es vielleicht bloß dieser elende Retortenstandort mit seiner valiuminösen Ausstrahlung. Das Problem ist divers, nicht wirklich demografisch mit unzureichendem Einzugsgebiet erklärbar, vielleicht gibt es demnächst auf Wikipedia einen neuen Eintrag zur kuriosen Wolfsburger Eishockey-Depression. Die Mannschaft genügt höchsten Ansprüchen und keinen interessierts.

Nähren tut diese auch das Verhältnis zum Lokalrivalen aus der niedersächsischen Landeshauptstadt. Nach dem Meisterpokal wandert auch der Trainer dorthin ab. Beim Derby zum Saisonauftakt bietet sich somit die Gelegenheit die Rechnung zu begleichen. Ausserdem eine prima Gelegenheit endlich eine gefüllte  “Arena” auf SKY zu präsentieren.

Generell sind nicht nur die Krabbelviecher ein Hannoverscher Dorn im Auge. Nach dem tappsigen Geschmuse um Föli-Partner Indians steht man erneut ohne große Beute da. Vielleicht hätte man den Rothäuten mal etwas mehr auf Augenhöhe begegnen sollen, wenn man einen Partner möchte.

Fazit: Sportlich kann man wieder ganz oben mitspielen aber kaum einen interessierts im Fallerslebener Stadtrandgebiet. Aber nun solls auch gut sein mit der Rute. Wie Heinz Erhardt sagen würde: Grämende Grizzlies Golfsburg genug gelitten garstiger Gesell!

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