2. Liga – Vorschau: Teil 2

7 September 2010 Text: Björn Fricke
Foto: Marion Doss / flickr.com

Viel Krise und viel Kult kriegt heut das Fett weg. Wölfe und Löwen blicken sorgenvoll dunklem Himmel entgegen, während für den Stamm vom Pferdeturm nichtmal dieser das Limit auf dem Kriegspfad bedeutet.

Dresdner Eislöwen

(bf) Wir kommen uns vor, wie jemand der einem Kleinkind den Lolli klaut. So einfach ist es momentan die Eislöwen durch den Kakao zu ziehen. Haben wir trotzdem Gewissensbisse? Nein, wieso denn? Schlussendlich war es dieser Club, der als erstes seine Top-Spieler weiter verpflichtete, obwohl man tiefer als zur Kimme im Elbschlick steckt. Was Jarrett und Kaartinen zum Bleiben bewogen hat, man weiss es nicht.

Glamour und Esprit will man verstrahlen, dabei ist hinter der Fassade des Freiberger-Betonbunkers mit seinen Bistro-Ständen die Kacke am Dampfen. Letzte Saison mit mehr als nur zwei zugedrückten Augen überhaupt in die Saison gestartet, steht man vor einem Schlamassel ungeahnten Ausmaßes. Der Föli-Partner sucht schreiend das Weite, die Stadt hat langsam aber sicher auch die Schnauze voll und im eigenen Stammverein ist die Palastrevolution kaum noch kleinzuhalten. Im Ernst, die besten Verpflichtungen die der ESC momentan verkünden könnte wären Peter Zwegat und der Count aus der Sesamstrasse. Der Count könnte auch gleich als neuer Trainer anfangen, denn seien wir mal ehrlich, die Wechsel zählen, dass kann der genausogut wie Filigrantrainer Popiesch.

Mit Mühe, Not und maximaler Probespieler-Ausbeutung gelang zumindest eine halbwegs gute Preseason. Der Kader, der nun für Dresden Siege bringen soll ist mehr als fragwürdig. Dank der gloriosen Finanzleistungen der jüngeren Vergangenheit ist man bis aufs Limit ausgeblutet und die Liste der Tryoutspieler noch ähnlich lang, wie die feststehende Kaderliste. Die Spieler sollten sich in Dresden vielleicht etwas größere Aktenordner zulegen, denn für einige Akteure wird es wohl sehr wahrscheinlich erstmal nur befristete Verträge geben.

Eine kleine Anekdote zur Reiberei in der letzten Preseason: Gerüchten zufolge wurde der Punktabzug zur Vorsaison am Punktabzug der Eintracht Trier in der 2. Bundesliga ausgerechnet. Weil es ein Novum im ESBG-Bereich war und der ESBG andere Vergleichsobjekte fehlten. So rechnete man einfach das Etatloch maßtabsgerecht um und- eh voila – fertig war der Kuhhandel mit dem Punktabzug. Die Eintracht Trier spielt übrigens nun in der Regionalliga. Die Finanzverantwortlichen im Elbflorenz wohl eher in der Kreisklasse. Damit ist man lediglich Titelkanidat auf die erste Insolvenz des Jahres. Traurig, aber das ist eben das deutsche Eishockey, wie es leibt und leidet. Zeit das sich daran endlich was ändert, aber auch Zeit das man in Dresden endlich vernünftig wirtschaften lernt.

Fazit: In DD kann man froh sein wenn man überhaupt die Saison sportlich beendet, die Platzierung ist dabei relativ egal. Nachdem man die Liga nun noch echauffieren musste, da man sich den vogelfrei erklärten Huskies als Vorbereitungsopfer zur Verfügung stellen wollte, kann man auch nicht mehr wirklich auf Sympathie aus dem Rest der Hockeyrepublik hoffen. Löwen und ihre Vereine gehen halt nicht gerne sportlich baden, deswegen stinkt es finanziell in ihren Käfigen auch so gewaltig zum Himmel. In Sachsen ganz besonders.

Wölfe Freiburg

(bf) Sportlicher Absteiger. Das muss man erstmal sacken lassen, auch wenn es nichts allzu neues ist im Wolfsrevier. Die Auflösungserscheinungen bei den Wölfen waren vor zwei Monaten noch so weit vorangeschritten wie die Aspirin-Tablette, die desöfteren im Selters der Wölfe-Verantwortlichen vor sich hin erosierte. Der kortikale Killerschmerz aufgrund der allgemeinen Sorgenlast, die Lorbeeren einer absolut desaströsen Saison mit viel zerschlagenem Geschirr im eigenen Haus.

Mehr kann man sich momentan eh nicht leisten. Die Spielstätte ist nach wie vor eine Katastrophe, dasselbe gilt für die hauseigenen Strukturen. Mit seinen Aussagen zur eigenen Mannschaft hatte sich Berwanger eigentlich schon in der Vorsaison selber die Kündigung ausgestellt, wie der umgesetzte Nachwuchs-Koordinator Salmik, der letztes Jahr eigentlich nur gekonnt bewiesen hat, wie man gar nichts erreicht. Schlussendlich gibt es in Freiburg aber nur eine begrenzte Lobby an Eishockeyphilen, schon deshalb gestaltet sich alles dreimal so schwierig und man muss mit dem leben was man vor sich hat. Döpke und Co versuchen einfach bloß das Beste draus zu machen.

Die Zahlen sind überall mau: Finanzen, Zuschauer und Sponsoren. Das Geschenk Zweitliga-Lizenz bietet lediglich die Chance auf Kontinuität, aber zu groß die Wahrscheinlichkeit es erneut zu verbocken. Neidisch blickt man hinüber zum SC, der nicht nur den sportlichen Abstieg vermieden hat, sondern mit dem lokalen Joghurtbaron auch finanzkräftige Unterstützung erhält. Das Stiefkind Wölfe scheint auch der Stadt bloss Dorn im Auge.

Wenn zum ersten Spieltag die kokette Schwanerie aus dem Schwarzwald einrollt, dürfte so einigen Wölfen die Zunge im Hals kochen aufgrund des klaffenden Unterschieds zwischen den Lokalrivalen. Die Wölfe sind die Underdogs der Liga. Das kann ihnen zumindest keiner streitig machen.

Mark Heatley hingegen wandert auf Mizzis Spuren. Der gute Preston spielte damals eine Bombensaison in der Lausitz, um dann glorios in Hannover und Freiburg als Führungsspieler zu versagen. In München eher im Schatten von Kompon&Co, steht der neue Sturmführer nun im Rampenlicht als Leitwolf im Abstiegskampf. Dabei helfen wird ihm in Freiburg freilich auch die treue Vereinsseele Chris Bilich, der sich in Freiburg für die DEL empfehlen will und dafür Angebote von anderen Zweitligisten ausschlug.

Einige Völker haben Angst das ihnen der Himmel auf den Kopf fällt, in Freiburg ist es wohl eher die Hallendecke und manche Akteure haben eben dazu noch komische Ansichten über die eigene Karriere-Entwicklung… wo spielt der Mizzi eigentlich nächstes Jahr? Auch ganz knapp an der DEL vorbei der Junge. Die Strasse zeigt für beide neue Leitwölfe wohl auch eher nicht in Richtung Oberhaus, solange sie ihm Power-Rothaus Freiburg sich in jeden Punkt verbeissen müssen.

Fazit: Zu wenig. Der Kader ist trotz der Verpflichtungen von Danner und Mini-Heatley im Vergleich zu schwach, nicht alle Altlasten aus der letzten Saison wurden ausgeräumt. Zwar musste die rückwärtige Spielstrassenabteilung mit Görgenländer und Co schnelleren Modellen weichen, aber trotzdem: Die Wölfe müssen erneut in die Playdowns.

Hannover Indians

(bf) Es läuft wie am Schnürchen in der größten Freiluft-Eishockey-Kneipe der Welt. Wäre da nicht der lästige sportliche Erfolgsdruck, man könnte schon jetzt die Beine hochlegen. Die Sippe wird weiterhin mit Sonderfahrten bespasst, diese Saison geht es u.a. mit dem Zeppelin auf “Prärietour” ins Wisentgehege Springe, wo der ECH ein Showmatch gegen eine Auswahl des spanischen Spirituosenherstellers Osborne im “Beer Pong” austragen wird.

Generell wurde bei der Verpflichtung des Kaders wieder wert auf die traditionellen Tugenden gelegt: Kämpferherz, Teamspirit und eine Leber aus Stahl. Kultig und originell plant die Indianerpolonäse sich so dieses Jahr in Richtung Preplayoffs nach vorne zu fighten. “Wir können jeden in der Liga zerfeiern”, tönt es selbstbewusst aus dem Vodaphone-Endgerät, daran hegt auch niemand seine Zweifel. Ob die unerfahrene Indianer-Defensive nicht schon in der Saisonvorbereitung an Lüttje Lage und dem gnadenlosen Siegeswillen von Coach Bernie kippt, das wird die entscheidene Frage sein. Der neue Schwedenimport sorgt zumindest erst einmal für ordentlichen Trainingsbetrieb und einen erfrischend professionellen Wind hinter der Bande, auch wenn er dazu neigt schon jetzt ordentlich das Phrasenschwein dabei zu befüttern. Vielleicht hat Borsti, das berühmte Schweinchen aus Kaufbeuren ja am Pferdeturm eine neue Karrieregelegenheit als Euro-Sammler in der “Coaches Corner”.

Man setzt zudem verstärkt auf die Jugend. Ob das eigene tapfere Farmteam nicht gleichzeitig schon die weisse Flagge für die eh schon ausgelastete Fanleber und die Vereinskasse bedeutet wird abzuwarten sein. Wie man den verrückten und versoffenen Haufen kennt nutzen sie das nur um weitere Sonderwaggons durch die Prärie zu schleusen und für leuchtene Augen und leere Fässer in diversen Oberliga-Clubs zu sorgen. Erster Stopp ist Halle, dort lässt es sich ja so schön kampieren und skalpieren. Es wird eine harte Saison für Indianer auf dem Kriegspfad, Gott sei Dank kennen die ja sprichwörtlich keinen Schmerz. Der ehemalige Netzeverkäufer und Hexer Kondelik indes trat schon die Flucht an vor dem Partystamm und wiegt sich bisher in Sicherheit im verschlafenen Chemnitz. Aber die Späher sind schon längst am Werke. Armer Roman, sie kriegen dich mit Haut und Haaren, hugh!

Fazit: Vorne solide Playoff-Formationen, hinten großes Fragezeichen. Die Unterschiede zur letzten Saison sind deutlich. Im Tor extrem verstärkt, in der Abwehr Spieler mit Starpotential geholt. Tarkir, Schmidt und Schreiber sind die Schlusssteine für das von Trainer Kaminski neu formierte Abwehrgemäuer mit der Lizenz zum ersten Pass. Vorne sollen McPherson und Schwab ihre Reihen mit reichlich Skalps versorgen. Die Aussichten auf den ein oder anderen Krieger in den einstelligen Top-Scorer-Rängen sehen rosig aus. Selbes gilt für den Nachwuchs. Die sportlichen Bedingungen scheinen am Pferdeturm sich endlich dem Umfeld anzupassen. An Börse und Bar sieht man eher Stier als Bär zur Freude des gesamten Stammes. Die Häuptlinge haben ganze Arbeit geleistet und dürfen zurecht positiv in die neue Spielzeit blicken.

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