Die goldene Regel – Ein Kommentar

3 August 2010 Text: Ralf Leising
Foto: J. Weissmahr / flickr.com

Wir alle, egal in welcher Liga unser Verein auch spielt, erwarten mit Vorfreude die Saison 2010/2011. Einige Teams sind schon auf dem Eis, andere folgen in Kürze, bei manchen dauert es noch etwas. Aber diese Vorfreude, fast schon wie bei den kleinen Kindern auf Weihnachten, sie eint viele von uns. Für mich ist es, ehrlich gesagt, fast die spannendste Zeit des Jahres. Und gerade weil man so voller Vorfreude ist, verzeiht man auch ein paar Dinge. Einiges, das einen sonst, also ohne, dass man in diesem, mit Glückshormonen überschütteten Zustand wäre, richtig ärgern – ja vielleicht sogar aufregen könnte!

Neue Regeln braucht das Land

Ein Teil dieser Dinge sind jährlich auf´s Neue, die in der Mehrzahl von der IIHF initiierten, dann von den Ligen individuell durchgesetzten Regeländerungen. Natürlich immer mit dem Ziel die Sportart attraktiver zu machen und den Zuschauer mehr zu binden. Nicht schlecht wäre auch den Konsum im Stadion etwas anzukurbeln. Also wird hier versucht, den Spagat zwischen Sport und Entertainment zu schlagen – zum Teil natürlich nicht ohne Folgen:

Das Wichtigste im Überblick

Schauen wir uns die wichtigsten Änderungen für die Spielzeit 2010/2011 an:

- Die Spieluhr muss in der nächsten Sason rückwärts laufen. Das dürfte uns wenig Kopfzerbrechen bereiten, fällt doch schließlich das letzte Bisschen Kopfrechen-Übung weg, wenn man herausbekommen möchte, wie lange noch zu spielen ist…dafür darf  für die Angabe der aktuellen Spielzeit wieder etwas geknobelt werden – also ein klares Unentschieden! Aber Frage: Braucht´s das wirklich?

- Der gefoulte Spieler muss selbst zu einem Penalty antreten. Das kann ein Nachteil sein, wenn gerade dieser Spieler nicht eben dafür bekannt ist, ein eiskalter Penaltyschütze zu sein. Diese Regelung gab es früher schon – die Teams werden damit leben können! Wenn es das früher schon gab, warum hat man das überhaupt wieder geändert?  Man wollte wohl mehr Tore und starken Spielern mehr Möglichkeiten geben – keine Ahnung!

- Wird gegen ein Team das in Unterzahl spielt eine weitere Strafe  angezeigt und der Gegner schiesst ein Tor, erlischt die bereits laufende Strafe und die neue Strafe kommt in die Uhr. Das ist ein klarer Nachteil für Teams, die statistisch öfter in Unterzahl spielen und ein Vorteil für die Mannschaften mit einer guten Powerplay-Quote! Das Ziel der Änderung ist klar: Es sollen mehr Tore fallen und es soll fairer werden. Ein deutlicher Eingriff wie ich finde, der sich bewähren muss! Hat, wie schon so Vieles davor, das Potential, dass wir ab der Runde 2011/20212 nichts mehr davon hören! Allerdings: Powerplay-Training lohnt sich noch mehr!

- Die imaginäre Wechselzone vor der Bande an den Spielerbänken ist nicht mehr 3 Meter sondern 1,5 Meter groß. Damit hat man den Spielern und Referees in meinen Augen keinen Gefallen getan. War die Regel bisher im Wettkampf für die Unparteiischen schwer beherrschbar und für die Teams in vielen Spielsituationen strafenträchtig, so wird es jetzt noch unübersichtlicher! Chaos vorprogrammiert! Viel Spaß beim herausfinden, wer gerade kommt und geht, bzw. wer gar nicht erst wollte! Halte ich für sehr schwierig, auch für die Schiedsrichter, aber da lasse ich mich gerne eines Besseren belehren  – aber sind wir ehrlich: Es wird nicht passieren!

- Bei einer kleinen Bankstrafe, muss ein Spieler das Eis verlassen, der auch auf dem Eis war, als diese Strafe ausgesprochen wurde. Gut und sinnvoll! Was? Wie? Kritik fehlt euch? Nein, nein – das passt schon so – muss auch mal sein!

Auch neues im Tor

Bei den Torleuten gibt es einige Regelungen, die neu sind, als Auswahl die Wichtigsten:

- Der Goalie darf bei Unterbrechungen nicht mehr zur Spielerbank fahren.

- Die Goalies dürfen jetzt während eines Penaltyschiessenvor jedem Penaltyschuss gewechselt werden. Es muss aber vor dem Penaltyschiessen bekanntgegeben werden, welcher Tormann bei welchem Penalty im Tor steht. Also Torhüter werden wie die Schützen vorher nomminiert. Wird nichts anderes bekannt gegeben, darf auch nicht gewechselt werden. Ausnahme hier natürlich wie immer: Eine Verletztung.

Kommentar dazu: Ja mei, wenn´s schee macht! Im Ernst: Das können wir aushalten, eben weil sich einem so herrlich wenig der Sinn erschliesst! Gerade die zweite angesprochene Änderung ist schon allein deshalb etwas unsinnig, weil das wohl nur kaum ein Trainer wird wirklich ausprobieren oder ausreizen wollen – oder Herr Brittig?

Die letzte “goldene” Regel:

Der Sport Eishockey ist ein toller Sport! Das durften wir schon oft erleben, zuletzt im Frühjahr bei der WM im eigenen Land. Was der Sport, zumindest in Deutschland am Wenigsten braucht, ist sicher ständiges Rumgerühre im Regelwerk, sondern Kontinuität, Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit.



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4 Kommentare »

  • Blackout said:

    Hmmm… naja, gibt schlimmere Entscheidungen. Gerade diese: “bei Strafe kommt die neue Strafe auf die Uhr” und “Gefoulter tritt selber zum Penalty an” kennen wir ja schon aus der NHL. Da funktioniert es, also warum sollte es hier gehen?!?!

    Alles in Allem sind die Regeländerungen okay, bis auf die Wechselzone… da wird keiner mehr durchsehen und es wird unnötige Strafen hageln… oder mehr “Wechselfehler” und somit schöne 2 auf 0 Breaks geben. We will see… ;)

  • Eistulpe said:

    bei penalty selber antreten ???
    na das ist doch klasse wenn man mehr tore sehen will
    dabei werden sie höchstens minimiert
    mag ja sein, das in der NHL dieses funktioniert aber in der
    oberliga ??? glaub ich das wohl kaum
    na ja neue regeln neues glück wie jedes jahr
    neue zuschauer lockt man damit nicht
    hat doch keiner mehr den durchblick
    lg eistulpe

  • Marc said:

    “Der gefoulte Spieler muss selbst zu einem Penalty antreten.” Wenn sich aber nun der gefoulte Spieler so verletzt hat, dass er zum Penalty nicht antreten kann, was ist dann?

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