Trivialsportler

27 Juli 2010 Text: Matthias Häger
Foto: fine photographix / flickr.com

Wie gestern bereits angekündigt, beginnen wir unseren Webseitentest mit dem Platzhirsch, mit der Sportart, die jede Woche Millionen in Deutschland und Milliarden weltweit in ihren Bann zieht: Fußball. Von Eishockeyfans gerne als Trivialsport abgetan, kann sich auch der Eishockeyfan nicht der Tatsache entziehen, dass der Fußball in Deutschland an erster Stelle steht und in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit mit weitem Abstand die Pole Position einnimmt. Taugt der Fußball deshalb als Referenz? Kann man seine Webseiten als Vorbilder heranziehen, um “kleinere” Sportarten daran zu messen? Oder wird das Thema Internet eher stiefmütterlich behandelt, da man es nicht nötig hat, online um neue Fans zu werben?

Bevor wir beginnen, müssen wir natürlich ein paar Kriterien aufstellen. Dies wird kein wissenschaftlich einwandfreier Test mit belastbaren Kennzahlen und reliablen Analysen. Stattdessen wollen wir uns im Sommerloch eher locker mit den Angeboten der verschiedenen Sportarten beschäftigen und schriftlich niederlegen, wie die Seiten auf uns wirken. Für den ersten Blick ist ein ansprechendes und attraktives Design nötig, die Webseite muss schnell, komfortabel und einfach zu bedienen sein. Auf der Seite einer Liga erwarte ich Informationen über die Mannschaften, Spielpläne, Ergebnisse, News und Hintergründe. Ich möchte mich über Schiedsrichter, die Regeln und die Legitimität des Schiedsgerichtes informieren können und gerne wissen, welche Personen hinter einer Liga stehen, sozsuagen “die Macher” sehen. Beim Verband erwarte ich noch allgemeinere Informationen über die Sportart. Die Personen, die für diese Sportart stehen sollten genauso ersichtlich sein, wie die verschiedenen Nationalmannschaften, die unser Land und unsere Sportart weltweit vertreten.

Daneben wünsche ich mir Übersichten über die Ligenstruktur im Senioren- und Nachwuchsbereich, übergreifende News, weitergehende Verlinkungen zu den einzelnen Landesverbänden und ausführliche Informationen über die Geschichte und den Zugang zu dieser Sportart. Eine Verbandsseite sollte auch eine Portalfunktion abdecken, Interessenten abfangen, auf die Sportart neugierig machen und dann gezielt zu den detaillierten Informationen leiten.

Deutscher Fußball Bund

Bei den Fußballern muss man die Ansprüche höher schrauben, schließlich beschäftigen DFB und DFL eigene Agenturen, die sich nur und ausschließlich um den Internet-Auftritt kümmern. So sieht die Seite des DFB auch aus. Schick, dynamisch und mit vielen Bildern kommt sie im bekannten Grün daher. Die Informationen sind umfassend über Nationalmannschaften, nationale und internationale Wettbewerbe, Struktur des DFB, Schiedsrichter, Trainer und Breitensport. Hier bleiben kaum Wünsche offen, auch die ligenübergreifenden News und die Statistiken über historische Spiele und Wettbewerbe überzeugen.

Die News beinhalten dabei keine tagesaktuellen Gerüchte, sondern beschränken sich auf Fakten und selbst-recherchierte Hintergrundberichte und Interviews. Natürlich alles schön gefärbt und unkritisch, aber für andere Stimmen gibt es im Fußball eine breite Medienlandschaft. So bleibt nach dem Studium der Seite die Erkenntnis, dass Vorfelder Gerhard Mayer-Weintrinker immer noch Ehrenpräsident ist, dass man 140 Lerneinheiten für den C-Trainer-Schein benötigt und Willimowski am 1.6.1941 zwei Tore zum 4:1 Sieg in Rumänien beigesteuert hat.

Deutsche Fußball Liga

Die Webseite der Bundesliga kommt noch bunter, fescher und bewegter daher, die Seriösität des Verbandes wurde ein wenig der Effekthascherei geopfert. Darunter leider erfahrungsgemäß etwas die Übersicht und so ist es auch hier. Das Auge ist überfordert, man weiß nicht, wo man zuerst hinschauen und hinklicken soll. Mit etwas Geduld findet der Benutzer aber alles, was er finden muss. Alle Spieltermine und -ergebnisse, die Tabelle und Statistiken. Dazu viele News, prominent platzierte Links zu allen Vereinen und viele zusätzliche Informationen über die Liga und das Spielgeschehen. Videos, Audiobeiträge und Mitmachaktionen runden das Angebot ab.

Das Ligaradio, Bildergalerien, Twitterlinks, Tabellenrechner, Fankurve, Ticketinformationen – manchmal wäre weniger etwas mehr gewesen, aber insgesamt muss man der Seite zu Gute halten, dass sie wirklich alle Informationen umfassend anbietet. Nur der Zugang ist nicht immer einfach. Nicht alles muss gleich auf der ersten Seite präsentiert werden. Man möchte offizielle Präsenz der Liga sein, gleichzeitig auch ein Fußballfach- und ein Fußballfanmagazin, eine Statistik-Datenbank, eine Fußball-Community, ein Fan- und Stadion-Guide und dabei am liebsten auch noch die Geschichte vollständig abdecken.

Zwischenfazit

Fußballwebseiten taugen als Referenz. Man sieht, dass Geld in die Hand genommen wurde, um attraktive Seiten auf dem aktuellen Stand der Technik zu entwerfen. Die Informationen sind zwar nicht immer übersichtlich, aber dafür vollständig. Weiterführende Links zu Clubs, Landesverbänden und Co. geben einem die Möglichkeit, alles zu erfahren, was man wissen möchte. An diesen Seiten werden sich die anderen Verbände messen können.


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