Wir werden Weltmeister!

7 Juni 2010 Text: Matthias Häger, Dominik Sander
Foto: Thomas Duchnicki :: Location Scout / flickr.com

Eishockey-WM vs. Fußball-WM. Welches Team ist besser? Das kann man nicht vergleichen? Kann man doch, sagen wir und präsentieren Euch den Head-to-Head Vergleich der beiden Teams.Das Eishockey-Team erreichte Platz Vier bei der WM, können das die Fußballer noch toppen? Mal sehen wie der direkte Vergleich ausgeht.

Dennis Endras vs. Manuel Neuer (und die anderen Torhüter)

Bei der Eishockey-WM haben wir sehr gute Erfahrungen damit gemacht, dass ein Neuer für Deutschland im Tor steht. Dieser Neue hieß Endras und wurde zum MVP des ganzen Turnieres gewählt. Hoffen wir, dass die Fußballer ebenfalls mit diesem Glück gesegnet sind und man nicht am Ende sagen muss: “Hätten wir doch auf dem Rasen besser mit de(m)r Wiese gespielt.” Da läuft es im Eishockey wesentlich harmonischer ab, Zepp und Kotschnew geben keine öffentlichen Pressekonferenzen, um den Teamgeist zu vertreiben. Bleibt die Frage nach Butt. Er gibt den Ausschlag für die Fußballer, denn würde man ihn abschieben, dann wäre das Butt-Ending und darauf steht im Eishockey gerne mal eine Matchstrafe. 0:1

Chris Schmidt vs. Arne Friedrich

Da haben sich doch zwei Spieler gefunden, die immer wieder dabei sind, obwohl niemand so genau weiß, warum eigentlich. Leistungsmäßig fallen sie besonders dadurch auf, dass sie meistens nicht besonders auffallen und im tiefsten Herzen wünscht sich jeder Fan, dass der Trainer sie noch rechtzeitig aus dem Kader streicht. Trotzdem geht der Punkt an die Fußballer, denn Arne ist dabei und überzeugt wenigstens in der Nutella-Werbung. 0:1

Justin Krueger vs. Holger Badstuber

Vor der WM kein Länderspiel, Shooting-Star, die Entdeckung des Turnieres. Da haben sich wieder zwei nicht gesucht und doch gefunden. Beide spielen ihren Part in der Defensive trotz großer Jugend schon mit großer Souveränität. Vorteile liegen beim Eishockey, denn Krueger konnte uns auch noch alles über den Viertelfinalgegner erzählen. Sollte sich nicht noch eine verwandschaftliche Bande zwischen Holger Badstuber und Fabio Capello herausstellen, dann hat der junge Bayer keine Chance. Zudem klingt “Es geht auch Krueger” deutlich sympathischer als “Es geht auch Badstuber”. Punkt für das Eishockey. 1:0

Sven Butenschön vs. Philipp Lahm

Der eine heißt so, der andere ist es. Und damit meine ich nicht, dass der Philipp unbedingt so butenschön ist. Beim Fußball haben wir den soliden Verteidiger, den Meister der Grätsche, den Flügelflitzer auf beiden Außenbahnen. Als Krönung trägt Lahm noch eine Binde, Butenschön dagegen nur einen ungepflegten Drei-Wochen-Bart. Statt Meister der Grätsche, ist er der Meisten von Haken, Halten und Beinstellen. Mit einer Spielweise nach der Regelauslegung von vor 10 Jahren kann man keinen Blumentopf, geschweige denn einen WM-Titel, gewinnen. Glasklarer Vorteil für den kleine Großen. 0:2

Marcel Goc vs Mario Gomez

Ein interessantes Duell: Auf der einen Seiten haben wir einen echten Star. Aktiv in der besten Liga der Welt kämpft er nicht um einen Stammplatz, sondern hat diesen sicher. Jedes Jahr geht es für ihn als echter Leistungsträger seines Teams um die begehrtesten Trophäen der Erde. Und auf der anderen Seite haben wir einen Bankwärmer aus der bayrischen Provinz, der nur spielen darf, wenn sich die Schnäppchen verletzen. Beide wuchsen im Großraum Stuttgart auf, und trotzdem kann keiner von beiden drei schwäbische Worte geradeaus sagen. Schade eigentlich. Marcel Goc ist zudem einer der deutschen Spieler, die am meisten verdienen, und trotzdem reicht die Ablöse von Mario Gomez locker um ihn über 50 Jahre zu bezahlen. Doch was zählt die Leistung im Verein? Nichts, es geht hier um eine Weltmeisterschaft. Und da geht Goc klar in Führung: An drei Weltmeisterschaften nahm er schon teil und erzielte 6 Tore. Gomez hat noch keine WM auf dem Zettel, und Tore bei einem großen Turnier auch nicht. Sieg Goc: 1:0

Thomas Greilinger vs. Kevin Kurányi

Eine Entscheidung fällt hier schwer, überwiegen doch die Gemeinsamkeiten. Beide kann man in Interviews kaum verstehen, eine Kombination der beiden, Marke “lispelnder Bayer”, müsste wohl untertitelt werden. Beide haben in der Liga viele Tore geschossen und beide – und das ist die größte Gemeinsamkeit – sind nicht dabei. Vermutlich sind auch beide nicht gut auf den Trainer zu sprechen, aber der Punkt geht hier trotzdem an die Fußballer, denn Kurányi verdient ab sofort in Moskau sechs Millionen netto im Jahr, Greilinger würde damit den Etat der Ingolstädter sprengen. 0:1.

Philip Gogulla vs Lukas Podolski

Der Düsseldorfer Gogulla gegen den Kölner Podolski, ja, besser kann ein Duell fast nicht aussehen. Beide überzeugen meist mit Kaltschäuzigkeit vor dem Tor und setzen auch mal harte Duftmarken. Während das aber bei Gogulla meist Checks an Gegenspieler sind, ohrfeigt Podolski schon mal den eigenen Kapitän. Beide spielten vier Jahre lang für die Profimannschaft eines Kölner Clubs. Allerdings gelangen Poldi 48 Tore und Gogulla nur 44 Treffer. Wobei Poldi schummelte und einfach die Hälfte seiner Tore in der 2.Bundesliga schoss. Daher Unentschieden: 1:1

John Tripp vs. Cacau

Eingedeutschte Brechertypen, solide, verläßlich – selten spektakulär, aber wenn dann richtig. Trifft Tripp mal das Tor, dann ist das beinahe eine Sondermeldung wert und bei Cacau bahnt sich dann gerne auch mal ein Hattrick an. Gemeinsam waren beide die Inspiration für Oliver Pochers “Schwarz und Weiß – wir stehen an Eurer Seite.” Die STARTING6-Redaktion steht zu beiden, trinkt die Milch aber lieber pur, deswegen kein Punkt für den VfB-Brasilianer. 1:0

Sven Felski vs. Miroslav Klose

“Felle”  und “Miro”, die beiden Rentner im Team. Seit vielen Jahren dabei, eine Instituion, nicht wegzudenken. Die Bank im deutschen Sturm. Doch während Felle sein Niveau gehalten hat, spielte Klose eine Grotten-Saison bei den Bayern und saß länger auf der Bank als alle Wechsel von Felski zusammengerechnet. Vom Potential her ist Klose das Genie und Felski der Arbeiter, doch ob Talent den Willen schlägt, muss Miro in Südafrika beweisen. Unentschieden. 1:1

Uwe Krupp vs. Jogi Löw

Die Trainerfrage. Nicht nur beim DFB akut, auch beim DEB weiß keiner, wie und mit wem es weitergeht. Ein Titel zum Abschied, für beide ein Traum. Krupp hat quasi einen Titel gewonnen, war als Spieler Stanley Cup-Champion; der Jogi muss es noch beweisen, dass er nicht nur ein cooles Tom Cruise-Double ist, sondern auch das Zeug zum ganz großen Trainer hat. Am Ende setzt sich Stahl gegen Nivea durch, Punkt für Krupp. 1:0

Ernst Höfner vs. Hansi Flick

Die Schattenmänner im Hintergrund, die einspringen müssen, wenn der Chefcoach verhindert ist, ansonsten aber hauptsächlich “Hütche uffstelle und Bälle ufpumpen”. Flick vertrat den Jogi, nach dessen Disput mit Josef Hickersberger in Basel erfolgreich, Höfner musste sich im Halbfinale selber vertreten lassen, er war gesperrt. Der Punkt geht aber klar an den Hockey-Co, denn er ist energischer, zupackender und prügelt sich auch für sein Team. Flick bleibt blass. 1:0

Ergebnis

Wir zählen zusammen und kommen doch tatsächlich auf 7:7. Es steht Unentschieden zwischen beiden Teams. Also braucht es eine Entscheidung, den ultimativen Vergleich, das Do-or-Die-Game im Head-to-Head Vergleich. Und – tataaaa – hier ist es:

Sudden-Death Play-Off Golden-Goal Vergleich Erich Kühnhackl vs. Franz Beckenbauer

Legende gegen Lichtgestalt. Kühnhackl ist Eishockeyspieler des Jahrhunderts, holte Olympia-Bronze und hat einen Sohn hervorgebracht, der auf dem Sprung nach Nordamerika ist. Dagegen der Franz, der Kaiser. Auf den folgenden vier Seiten findest Du eine Auswahl der Erfolge und Leistungen von Franz Beckenbauer. Er war als Trainer erfolgreich, als Spieler, als Manager, als Zeugwart, als Masseur, er stürmte die Charts, er ist “Mr. Weihnachtsfeier”, ein gern gesehener Gast bei “Zwei Stühle, eine Meinung”, er holte die WM 2006 nach Deutschland, er ist Meister, Europameister, Weltmeister, Bademeister und Meistermeister. Glückwunsch.

Wenn Erich Kühnhackl nicht noch schnell nachlegt und einen Puck vom Weißbierglas aus in die Torwand pfeffert, dann gibt das einen Kantersieg für den Kaiser. 0:3

Und damit haben wir ein Endergebnis: Die deutsche Fußballmannschaft ist um drei Punkte besser als das Eishockey-Team. In Plätze umgerechnet (Kollege Ort hat zwei Stunden mit dem Taschenrechner im Redaktionskeller verbracht) ergibt das genau drei besser als beim IIHF-Turnier. Somit werden wir Weltmeister in Südafrika.

STARTING6 hats zuerst gewusst….


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2 Kommentare »

  • Stefan said:

    Ihr seid einem weit verbreiteten Irrtum erlegen, nicht Franz Beckenbauer hat die WM nach Deutschland geholt, sondern die Titanic unter Leitung von Martin Sonneborn. Da muss mindestens ein Punkt abgezogen werden…

  • Manuel Ort said:

    Ja aber dann werden wir ja nur Vize-Weltmeister, das will doch keiner, oder? :)

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