Wer zum Henker…?

5 Mai 2010 Text: Manuel Ort, Matthias Häger, Dominik Sander
Foto: s.yume / flickr.com

Schweden

Linus Omark (Dynamo Moskau, KHL)

Schweden, da hält sich Sander für den Experten, fährt man doch auf dem Weg ins Ellental von der Autobahn kommend an einem IKEA vorbei. Auch Ort möchte den Bericht schreiben, hat er doch in seinem Leben schon mehrfach den Elchtest bestanden und ist heimlicher Verehrer von Silvia Sommerlath. “Beide befangen!” entscheidet Häger und wartet bei der Wahl des schwedischen Spielers mit einer Überraschung auf. Auch wenn Schweden, bei Olympia 2010 als Geheimfavorit im Viertelfinale gescheitert, dieses Mal nicht auf ein großes Reservoir an NHL-Spielern zurückgreifen kann, mit Victor Hedman, Niklas Bergfors oder Jonas Gustavsson hätte es den einen oder anderen Kandidaten aus der besten Liga der Welt gegeben. Stattdessen Linus Omark. Der nur 1,79m große Linksschütze, 23 Jahre jung, hätte auch das Potential in der NHL zu spielen. 2007 von den Edmonton Oilers gedraftet besteht auch die Chance, dass er den Weg dorthin noch finden wird. Doch momentan hat sich der Stürmer nach einigen sehr erfolgreichen Jahren – Top-Scorer in Lulea – für die russische KHL entschieden. Auch dort wird gutes Hockey gespielt und auch dort lässt sich sehr gutes Geld verdienen. Die Oilers wollten die 2,6 Millionen nicht bezahlen, für die Omark beim Traditionsclub Dynamo Moskau anheuerte. Eine Ausstiegsklausel hat Omark aber, sollte er leistungsmäßig überzeugen und die Oilers die Geldbörse öffnen, dann kann er nach Edmonton wechseln. Eine gute WM – so wie 2009 als er mit 10 Punkte in 9 Spielen für die Bronzemedaille seinen Teil beitrug – wäre da ein gutes Argument.

In Moskau überzeugte er in seinem ersten Jahr und schob sich gleich auf Platz 3 der internen Scorerliste nach vorne. Entgegen kommt ihm die Tatsache, dass er mit Mathias Weinhandl einen erfahrenen Landsmann im Moskauer Kader vorgefunden hat. Zusammen mit dem Tschechen Jiri Hudler rocken die drei für Dynamo, auch wenn es ligaweit in dieser Saison nur für das Achtelfinale reichte. Zahlen. Statistiken. Der geneigte Eishockey-Fan weiß doch schon längst, dass das bei Linus Omark nicht alles sein kann. Natürlich nicht. Wir stellen Linus Omark vor, weil er einfach eine geile Sau auf dem Eis ist. Sein spektakuläres Tor gegen Timra (klick) und sein abgezockter Penalty gegen Marco Bührer (klick) sind schon Klassiker bei YouTube. Schaut Sie Euch an, wir müssen jetzt kurz die Arbeit unterbrechen, um Ort davor zu schützen, sich beim Nachmachen die Hände zu brechen.

Schweiz

Nino Niederreiter (Portland Winterhawks, WHL)

In amerikanischen Medien wurde Niederreiter bereits als der neue Superstar gefeiert, vielleicht etwas übertrieben, aber das passiert schon mal in der Emotion.Was jedoch klar ist, dieser Kerl hat eine richtig große Menge an Potential mit auf den Weg gegeben bekommen. Der junge gebürtige Churer wird vermutlich als bester jemals gedrafteter Schweizer in die Annalen eingehen. Michel Riesen, der 1997 an der 14. Stelle gedraftet wurde, hat momentan noch den vordersten Platz inne, wer aber eine solch imposante U-20 WM spielt, wie Niederreiter, der schafft es unter die Top-Ten. In der vergangenen Saison konnte Nino bereits 60 Punkte für die Portland Winterhawks verbuchen und wurde zum CHL Allstar-Game eingeladen – auch die Berufung ins Allstar-Game bei der U20 WM kann durchaus als großen Erfolg verbucht werden. Spannend wird sein wie sich der junge Schweizer gegen die  erfahrenen Gegner durchsetzen wird – allen voran gegen Olympiasieger Kanada. Euch interessiert was der Niederreiter so drauf hat? klick mich

Slowakei

Marek Svatos (Colorado Avalanche, NHL)

Bei der Slowakei spricht man oft von einer goldenen Generation, die dem kleinen Land den WM-Titel 2002 bescherte. Danach ging es stetig bergab, die Plätze 13 und 10 in den vergangenen Jahren zeugen nicht davon, dass die Slowakei ein potentieller Titelfavorit ist. Von den großen Namen Pálffy, Satan, Stümpel oder Bondra ist heuer auch keiner dabei, auch die Hossa-Brüder oder Marián Gáborík sucht man vergebens. Der Großteil des slowakischen Kaders liest sich demnach auch wie die Angebotspalette einer Sliwowitz-Kolchose. Einer, den man kennt, ist Marek Svatos. Der mittlerweile 27jährige Stürmer aus Kosice sorgte in seiner Rookie-Saison in der NHL für Furore. Von den Colorado Avalanche 2001 erst spät an 227. Stelle ausgewählt, sollte es bis zum Jahre 2005 dauern, bis er seine erste volle Saison in der NHL spielen durfte. 32 Tore, davon 9 Game-Winning-Goals bis zu einer Schulterfraktur im März 2006 katapultierten ihn beinahe aus dem Nichts in die Wahrnehmung der Eishockey-Fans. Die Nominierung für die olympischen Spiele 2006 war die logischen Folge dieser guten Saison.

In den Folgejahren hatte Svatos immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Mal zwickte die Leiste, dann streikte das Kreuzband, immer wieder störte auch die Schulter. So kam Svatos jedes Jahr gerade mal über die 60-Spiele Marke und konnte nie wieder an seine Leistungen aus der Rookie-Saison anknüpfen. Lediglich 2008 konnte er mit 26 Toren nochmal seine Torjäger-Qualitäten andeuten. Auch in diesem Jahr war die Verletzung Svatos’ treuer Begleiter, er brachte es nur auf 54 Spiele und mäßige 11 Punkte in einer denkwürdigen Saison für die Avalanche. Die Nominierung für die WM stand trotzdem nie zur Debatte, auch mangels Alternativen. Wenn Svatos fit ist, dann kann er einem Spiel seinen Stempel aufdrücken. Wenn…

Tschechien

Jaromir Jagr (Avangard Omsk, KHL)

Der Tscheche, in der STARTING6-Redaktion besser bekannt als “Jassimir Jäger”, gehört sicher zu den Superstars das Eishockey und erst recht zu den bekannten Figuren dieser Eishockey-WM. 42 Punkte in 51 Spielen konnte Jaromir in der vergangenen Saison erzielen – scheinbar hat der die Bekanntschaft mit Ovechkin gut verkraftet. Das es der alte Mann immer noch kann, das steht außer Zweifel – das beweisen auch die immer wieder kehrenden Gerüchte er würde zurück in die NHL gehen. Ob da was dran ist? Laut unserer Redaktionsinternen Glaskugel, ein ganz klares NEIN! Sage und schreibe fünfmal, davon vier mal am Stück,  konnte Jagr in der NHL die Trophäe des Topscorers (Art Ross Trophy) einheimsen – das ist gelinde gesagt: Wahnsinn. Sechs Weltmeisterschaften, dreimal bei Olympia dabei gewesen. Ach, was reden wir hier eigentlich noch rum? Es geht um Jaromir Jagr, zu was dieser Mann in der Lage ist, weiß eh jeder. Keiner spielt blinde Pässe mit so viel Auge wie er, kaum einer tritt schneller an und von seinem Handgelenkschuss möchte ich jetzt gar nicht mehr anfangen… Lassen wir Jaromir einfach selber zeigen was er kann, anstatt hier drüber zu philosophieren.

Weißrussland

Mikhail Grabovski (Toronto Maple Leafs, NHL)

Während des Olympischen Eishockeyturniers musste die deutsche Nationalmannschaft eine bittere Niederlage gegen die Weißrussen hinnehmen – ein Spiel, bei dem man eigentlich mit einem Sieg gerechnet hatte. Ausgerechnet der in Deutschland – genauer gesagt in Potsdam – geborene Weißrusse Mikhail Grabovsky konnte an eben diesem Spiel verletzungsbedingt nicht teilnehmen. Das deutsche Team sah das sicherlich etwas positiver, immerhin ein NHL-Akteur weniger den es zu bezwingen galt, mal abgesehen von der Tatsache das er von einem KHL-Akteuer ersetzt wurde – und diese Liga ist ja bekanntlich nicht die schlechteste.  Der 2004 von Montreal  gedraftete Grabovski wechselte erst zur Saison 2006/2007 nach Nordamerika, ins Farmteam der Canadians – den Hamilton Bulldogs. Er debütiert auch gleich in seiner ersten Saison im NHL-Team, konnte sich hier aber nicht durchsetzen und machte nur drei Spiele. Trotz der „Zurückstufung“ ins Farmteam konnte Mikhail im selben Jahr noch einen Erfolg für sich verbuchen – mit seinen Mannschaftskollegen gewann er den Calder Cup – die Meisterschaft in der AHL. Nach einem weiteren Jahr mit Aufs und Abs, wechselte er 2008 zu den Toronto Maple Leafs – sein Trainer dort: Ron Wilson. Eben dieser Ron Wilson ist heute Coach des Team USA und wer weiß, vielleicht trifft der Trainer ja auf seinen eigenen Schützling. Angst wird der Weißrusse aber sicher nicht bekommen, International hat der Stürmer auch schon einiges erlebt, Neun Weltmeisterschaften und einmal bei den Olympischen Spielen dabei gewesen, diverse Einsätze beim IIHF European Champions Cup nicht zu vergessen – 2009 wurde er zudem Spieler des Jahres in Weißrussland. Vielleicht hätten die Einbürgerungsbeauftragen im deutschen Eishockey hier etwas schneller reagieren müssen, sonst geht es doch auch immer ratzfatz.

Kanada

Steven Stamkos (Tampa Bay Lightning, NHL)

Oh Canada – das Land des Olympiasiegers. Ein Team, gespickt mit Stars. Crosby, Thornton, Doughty, Iginla, Nash – sie sind alle nicht dabei. Bedingt durch die laufenden NHL-Playoffs und den Fakt, dass das wirklich große Turnier für die Nordamerikaner in diesem Eishockeyjahr schon gelaufen ist, fehlen bei den Ahornblättern die ganz großen Namen. Selbst wenn man Weltmeister würde, der Olympiasieg im eigenen Land ist damit nicht zu übertreffen. Das kleine, aber feine, Team der Kanadier präsentiert viele junge Spieler, von denen zwei herausragen: Steven Stamkos und John Tavares. Lange konnten wir uns in der Redaktion nicht einigen, welchem der beiden die Ehre der großen Vorstellung zuteil werden soll. Erst als sich Ort lautstark für “die Taverne da…” einsetzt, steht die Entscheidung fest. Wir schreiben über Stamkos.

Steven Stamkos, 1990 in Ontario geboren, wurde 2008 als erster Spieler überhaupt im NHL-Draft gezogen. Eine große Ehre, die in der Regel zu einer großen Karriere führt, aber auch große Klasse beim Spieler verspricht. Stamkos konnte alle Erwartungen erfüllen und schlug in der Liga ein. 46 Punkte in seinem ersten Jahr beim Tampa Bay Lightning brachten ihm viel Respekt, erstaunlicherweise aber keine Nominierung für den besten Rookie der Saison ein. Stamkos störte da nicht, er strafte seine Kritiker für die Nicht-Berücksichtigung Lügen und erzielte in dieser Saison 51 Tore und 42 Assists. Damit war er im Alter von 20 Jahren Top-Scorer des Lightning, fünft-bester Scorer der Liga und gemeinsam mit Superstar Sidney Crosby Preisträger der Maurice Richards-Trophy für die meisten Tore in einer Saison. Damit ist er auf dem besten Wege selber ein Gesicht der Liga zu werden und das seit 2004 chronisch erfolglose Team aus Tampa Bay zurück in die Play-Offs zu hieven.

International kann er nur auf die WM 2009 zurückblicken, dort war er mit 11 Punkten aus 9 Spielen maßgeblich am Gewinn der kanadischen Silbermedaille beteiligt. Eine Nominierung für Olympia 2010 blieb überraschend aus, Stamkos kann die WM als Bühne benutzen, um zu zeigen, dass er nach Vancouver gehört hätte. Und wer den dynamischen Torjäger spielen sieht, der zweifelt daran keine Sekunde.

USA

Jack Johnson (Los Angeles Kings, NHL)

Es wird gemütlich in Deutschland, der Mann mit der Gitarre ist da – zumindest nach der Auffassung von Redaktionsmitglied Häger. “So einen Blödsinn hab ich ja selten gehört” schmeißt im Sander daraufhin an den Kopf und hebt die Nase für eine Arrogantes lachen an.  Ort findet: “Welch abgedroschener Witz bei diesem Namen”. Immerhin geht es hier um den Vize-Olympiasieger aus dem Jahr 2010 im Eishockey: Jack Johnson. Der Verteidiger der Los Angeles Kings durchlief, wie viele seiner Landsmänner, das obligatorische Juniorenförderprogramm USA Hockey bevor er in der Saison 2005/2006 sein Debüt in der NHL gab. Gedraftet wurde der Indianer, Vorsicht – der Bundesstaat Indiana ist gemeint, allerdings von den Carolina Hurricanes, für die er aber nie ein Spiel absolvierte. Das Jack Johnson gut hin packen kann, bewies er in seiner Zeit bei der University of Michigan. Er stellte einen Schulrekord auf: 149 Strafminuten, 32 Punkte mit 16 Toren und dazu der Titel des “CCHA Offensive Defensemen of the Year” – mal schauen was bei der WM so geht. Vor allem, wer von den deutschen spürt Johnson als erster. Hoffentlich heißt es dann nicht “Breakdown” für die Jungs von Uwe Krupp.

Kasachstan

Vadim Krasnoslobotsev (Barys Astana, KHL)

Auch die Kasachen sind bei der A-WM in Deutschland dabei und auch hier wollen wir einen Star vorstellen. Die STARTING6 Redaktion wehrt sich aber vehement gegen den Vorwurf Krasnoslobotsev nur wegen seines krassen Namens ausgewählt zu haben. Auch wenn der Name dennoch toll ist und einem Hecquefeuille in nichts nach steht. Aber es hat natürlich rein sportliche Gründe warum Krasnoslo.. Vadim hier die Ehre hat vorgestellt zu werden. Er durchlief die gute alte russische Schule an Eishockey-Ausbildung und spielte die meiste Zeit in den unteren russischen Ligen. So zum Beispiel in der zweiten Mannschaft von Awangard Omsk, dem Team von Jaromir Jagr, aber eine Berufung in die erste Mannschaft kam nicht. Also nahm Vadim den Aufstieg selbst in die Hand, wechselte nach Kasachstan zu Barys Astana und schaffte so den Aufstieg in die neu gegründete KHL. Und dort weiß der Stürmer zu überzeugen, wurde mit 33 Punkten bester kasachischer Punktesammler.
Auch International ist Vadim kein unbeschriebenes Blatt. Die WM in Deutschland ist seine dritte Weltmeisterschaft. Hervorzuheben ist hier besonders die WM 2009 in Litauen als Vadim zusammen mit dem Japaner Saito Topscorer und auch noch zum besten Stürmer des Turniers gewählt wurde.

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