Der letzte Anlauf von Hans Zach?

20 April 2010 Text: Dominik Sander

Nach überzeugender Hauptrunde und starken Play-Offs stehen die Hannover Scorpions verdientermaßen im Finale um die deutsche Meisterschaft. Grund genug sich ein wenig näher mit dem Team aus der Wedemark zu beschäftigen.

Historisches

Bereits 1975 wurden die Scorpions gegründet. Allerdings als ESC Wedemark in Mellendorf, einem 6000 Einwohner-Dorf etwa 20km nördlich von Hannover. Zwei Jahre später nahmen die Wedemarker an der Regionalliga teil, wo sie für die nächsten 13 Jahre auch ihre Heimat fanden. Dann begann die Ära der Familie Haselbacher in Mellendorf. Mit Jochen Haselbacher in der Vereinsführung gelang der, mehr oder weniger, direkte Durchmarsch von der Regionalliga in die DEL. Zwei Jahre Oberliga folgten zwei Jahre 1.Liga (der damaligen zweithöchsten Spielklasse), und schon war man in der DEL. Zu verdanken hatte man dies aber auch den Nachbarn aus Hannover. Der EC Hannover (heute Hannover Indians) verzichtete auf seine DEL Lizenz und machte so den Aufstieg der Wedemarker erst möglich.

In der DEL ging es mit den Scorpions nun endlich los. Zunächst als Wedemark Scorpions gestartet, änderte man nach einem Jahr den Namen in Hannover Scorpions. Dennoch kam man zunächst über die Rolle der “grauen Maus” nicht hinaus. Daran änderte auch die Halbfinalteilnahme 2001 nichts. Allerdings war dieses Halbfinale in einer anderen Sache sehr bedeutend für die Skorpione: Es war das erste Heimspiel in Hannover in der neuen Arena. Damals vor ausverkauftem Haus. Dies war der Anfang vom Umzug in die niedersächsische Landeshauptstadt. Als 2004 der komplette Verein an die Besitzer der Hannoveraner Arena verkauft wurde, war klar, dass es wohl nie mehr eine Rückkehr nach Mellendorf geben wird.

Nach Jochen Haselbacher kam 2006 der nächste Mann, der die Skorpione weiter nach oben brachte: Hans Zach. Seit er das Ruder in der Hand hält, haben die Hannoveraner immer die (Pre-)Play-Offs erreicht und mauserten sich langsam zu einem etablierten DEL-Team mit Ambitionen nach oben. Höhepunkt bisher: Die Saison 2008/2009 mit dem 2.Platz der Vorrunde, der Halbfinalteilnahme und dem erreichen des Pokalfinales. Doch das ist nur noch Geschichte, welche ihren nächsten Höhepunkt in dieser Saison findet?

Weichenstellung

Vor der Saison sah es zunächst nicht danach aus, dass man an die erfolgreiche Vorsaison anknüpfen könnte: Alle Spieler verzichteten auf Teile ihrer Gehälter. Gut, nicht alle, Topscorer Eric Schneider wechselte zu den Frankfurt Lions und wird sich heute vielleicht über den Schritt ärgern. Doch eines war vorher klar: Mit einem Team, das von Hans Zach trainiert wird, muss man immer rechnen. Nicht zu vergessen, dass mit Vikingstadt, Kathan oder Goc auch einige gestandene hochklassige DEL-Spieler in den Reihen der Skorpione stehen. Die wohl wichtigste Verpflichtung kam aber erst in der laufenden Saison: Travis Scott. Der Torhüter verhalf der Abwehr endlich zur nötigen Stabilität und zeigte nicht nur einmal, dass er zu den besten seines Fachs gehörte. Und anders als vor zwei Jahren in Köln, bringt er in Hannover die Saison auch zu Ende.

Der Faktor Hans Zach

Müssen wir noch viele Worte über Hans Zach verlieren? Er ist sicherlich einer der besten, wenn nicht der Beste, Trainer in Deutschland. Topfitte Spieler, starke Abwehrarbeit, hervorragender Kampf. Unter Hans Zach rennt sich wohl jeder Spieler die Lunge aus dem Leib – allein schon der Angst wegen. Wenn man dann auf der Bank noch die Aschewolke des Alpenvulkans im Rücken spürt, was kann da einen noch mehr zu Höchstleistungen anspornen? Trotzdem ist der Rücktritt der Legende bereits beschlossene Sache. Nach der Saison ist (vorerst?) Schluss mit Hans Zach. Ein Titel zum Abschied? Hans Zach wäre es nicht nur zuzutrauen, sondern auch zu gönnen.

Sensations-Play-Offs

Hatte man mit Nürnberg im Viertelfinale noch so seine Probleme – man kassierte u.a. eine heftige 2:5 Heimniederlage – so schwang sich das Team im Halbfinale zu Höchstform auf. Alleine im ersten Spiel gegen die Ingolstädter Panther wurden die Audistädter praktisch überrannt. 6:0 war eine deutliche Duftmarke von der sich die Panther nicht mehr erholten. Erst im dritten Spiel wurde es eng, doch Sascha Goc hämmerte die Scorpions ins Finale.

Ausblick aufs Finale

Der 4. gegen den 8. Die Favoritenrolle liegt damit bei Hannover- auch wie man Panther jagt und erlegt, haben sie im Halbfinale bereits eindrucksvoll gezeigt. Entscheidend dürfte sein, in welcher Verfassung sich die Abwehr rund um Travis Scott befindet, denn in Sachen Abwehrarbeit haben die Augsburger in den Play-Offs bisher die Nase vorn.

Allerdings haben die Panther auch eine Runde mehr in den Knochen, da sie den Umweg über die Pre-Play-Offs gehen mussten. Aber das Wort Erschöpfung gibt es in den Play-Offs frühestens ab der 10. Verlängerung im 5.Spiel. Oder unter Hans Zach: gar nicht.


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Ein Kommentar »

  • Kevin said:

    Sehr schöner Artikel. Eric Schneider ist wirklich selbst schuld und schade das Hans Zach schon aufhört, gerade jetzt.

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