2. Liga – Play-Off-Viertelfinale

22 März 2010 Text: Matthias Häger
Foto: AZAdam / flickr.com

Meine Damen und Herren, gewichtige Entscheidungen stehen an. Deshalb hebe sich der Vorgang, mögen die Spiele beginnen. Nach 52 Vorrundenspielen und einer Woche Pre-Play-Offs beginnt ab Dienstag endlich auch in Liga Zwei die fünfte Jahreszeit, die Play-Offs 2010 starten mit dem Viertelfinale. Und es sind interessante Paarungen und Derbys dabei. STARTING6 wirft wie immer einen Blick auf die Partien und gibt natürlich auch einen Redaktionstipp ab.

Schwenningen (1) vs. Kaufbeuren (10)

Hier treffen nicht nur der Liga-Primus und das Überraschungsteam der Saison aufeinander, es ist auch ein Kampf der Traditionsvereine. Zwei Insolvenz-gestählte Gründungsmitglieder der DEL werfen das Pfund der Tradition in den Raum, bei den Wild Wings ist noch eine gewisse Portion Arroganz hinzugekommen. Denn während man in Kaufbeuren immer noch im versifften offenen Stadion friert und jeden Cent zweimal umdrehen muss, haben sich die Schwenninger zum finanzstarken Vorzeigeclub aufgezwungen, der in einer modernisierten, geschlossenen und kuschelig warmen Halle offen vom Aufstieg in die DEL spricht. Beide Teams, einst Leidensgenossen, haben sich entfremdet, es ist ein Duell “wir da oben gegen Euch da unten”. Und so sind auch die Chancen verteilt. Sportlich sind die Wild Wings haushoch überlegen, in der Tiefe sehr stark besetzt und unter Berücksichtigung aller Faktoren haben die Joker keine Chance auf ein Weiterkommen. Doch das Phrasenschwein – dabei handelt es sich nicht um Borsti – quälend: “Sie haben keine Chance und diese müssen Sie nutzen.” Während man in Schwenningen schon Besen bereitlegt, täglich vom Finale träumt und hauptsächlich darüber diskutiert, wer in Kaufbeuren wieviele Döner, Pilzpfannen oder Weizen in der “Grille” einwerfen kann, hat Kaufbeuren alle Ziele erreicht, kann befreit aufspielen und wird mit Freuden die Rolle annehmen, ein unangenehmer Stolperstein zu werden.

Redaktionstipp: Ort schreit gleich los: “Unser Stadion ist nicht versifft”, was Häger mit einem schnippischen “Doch” beantwortet. Ernsthafte Tipps sind so nicht möglich, deshalb sperrt Sander die Streithähne in die Besenkammer, blickt auf die Tabelle und einigt sich mit sich selbst auf ein klares 4:1 für die Schwenninger.

München (2) vs. Weißwasser (8)

Im zweiten Duell der Liga stehen sich die lange einsam an der Spitze kreisenden Münchener und die Füchse aus Weißwasser gegenüber. Weißwasser ist ein Club, der aufgrund seines seriösen Gebarens überall gelobt wird, nur auf die Strecke ans Ende der Welt möchte sich keiner gerne machen. Würde der Club irgendwo zentral in Würzburg beheimatet sein, vor allgemeiner Begeisterung könnte man sich kaum retten. So aber bleibt Weißwasser der ungeliebte Club aus dem polnischen Grenzgebiet, dessen Fans man meist nur dann aufschreien hört, wenn mal wieder jemand “nach Lausitz” statt “in die Lausitz” fahren möchte. München muss nun in die Lausitz und muss erstmal damit zurechtkommen, dass man nicht mehr das beste Team der Liga ist. Vor Schreck über die ungekannte Erfahrung haben sich gleich einige Spieler verletzt, so dass der Top-Favorit auf den Aufstieg geschwächt in den Kampf um die Meisterschaft einsteigen muss. Man weiß nicht genau, wo man steht und das macht die Serie offener, als sie es von den sportlichen Voraussetzungen eigentlich wäre.

Redaktionstipp: Allgemeine Einigkeit: München wird vielleicht holprig in die Serie starten, sich aber dank der eigenen Klasse am Ende in sechs Spielen durchsetzen.In München bestellt man derweils schon mal den neuen HD-Videowürfel um Schulden zu machen. Man will in der DEL keinesfalls durch schwarze Zahlen auffallen.

Ravensburg (3) vs. Heilbronn (6)

Die Falken haben ein Ziel: Als Farmteam länger als der große Bruder in den Play-Offs vertreten zu sein. Wenn die Adler aus Mannheim in den Pre-Play-Offs ausscheiden und die Falken nicht sang- und klanglos untergehen, dann ist das Ziel realistisch und man kann in der ehemaligen Knorr-Suppenschüssel auf mehr als die üblichen 1.600 Zuschauer hoffen. Der Gegner, der daheim anfangen darf, ist das Team, das ambitioniert ist, das große Ziele hat, diese aber nie erreichen kann. Denn Ravensburg hat ein starkes Team, gute Sponsoren, eine tolle Auslastung und einen starken finanziellen Background. Die Rahmenbedingungen für die DEL sind da, doch mit der viel zu kleinen Halle, werden die Oberschwaben den Aufstieg nie angehen können. So spielen also beide Teams nur um die Goldene Ananas, der Meistertitel als Selbstzweck. Während Ravensburg ebenfalls personell gebeutelt ist, kann Heilbronn aus dem Vollen schöpfen und mit den im Saisonverlauf verpflichteten Ausländern zeigen, dass sie in der Tabelle unter Wert geschlagen wurden. Diese Serie ist sehr offen und wird vermutlich sehr eng werden. Die Ravensburger Spieler dürfen sich dabei nicht auf ihren Trainer verlassen, wenn es darum geht in entscheidenden Situationen einen Penalty auch über die Linie zu befördern, sondern müssen versuchen die Serie schnell zu entscheiden. Mit jedem weiteren Spiel wächst der Druck in der ausverkauften Ravensburger Halle, ein Ausscheiden im Viertelfinale wäre mit einem der größten Etats der Liga eine Enttäuschung. Und Heilbronn? Bei einem Ausscheiden kann man immer noch nach Mannheim gehen, wenn die sich gegen Augsburg durchsetzen.

Redaktionstipp: Nachdem man geschlossen ein Unentschieden tippen möchte und nach Blick in die Durchführungsbestimmungen erschrocken feststellen muss, dass das gar nicht geht, beschließt man das Ergebnis auszuwürfeln. Häger würfelt eine 5, Sander eine 6 und Ort steuert eine 2 bei. Also wird das Spiel in der 5. Verlängerung (Puuh, 240 Minuten Eishockey), durch den Spieler mit der Nummer 6 (Marco Schütz, natürlich ein Spieler mit Förderlizenz) für das Auswärtsteam (2) entschieden.

Bietigheim (4) vs. Landshut (5)

Eine Serie mit Feuer, denn wenn man so manchen Landshuter Fan hört, spielen hier die echten Landshuter gegen die untreu und schwach gewordenen Landshuter, die mit viel Geld und noch mehr bunten Scheinen zum letztjährigen Meister gelotst wurden. Der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach und so haben die von Porsche unterschriebenen Gehaltschecks, Herren wie Geipel, Hammer, Serikow oder Brittig zu den Steelers gelockt. Bietigheim Cannibals? Landshut Steelers? Man weiß es nicht. Vor Serienbeginn frohlockten viele Anhänger der Cannibals schon, dass angesichts der finanziellen Probleme in Bietigheim, die verlorenen Jungen zurück ins Truntschka-Jammerparadies kommen, doch die Steelers haben mit einer taktisch gut platzierten Pressemitteilung am Tag vor dem ersten Spiel, die Weiterverpflichtung von Geipel und Serikow bekannt gegeben. Dies stößt in Landshut und manch ominöser Eisdiele dort, nicht gerade auf Begeisterung. Dabei wäre es für die Cannibals viel wichtiger nicht im Gestern, sondern im Jetzt zu leben. Man hat eine starke Truppe beisammen, mit Rieder, Forster und Kühnhackl die beste junge Reihe der Liga zusammen und kann locker einige Benjamins aufbieten, die das Zeug dazu haben, in einer frühen Runde für die NHL gedraftet zu werden. Diese jungen Wilden, im starken Verbund mit den alten Recken Abstreiter, Oswald oder Toupal haben das Zeug dazu, den Steelers Paroli zu bieten. Auf der anderen Seite steht eine Mannschaft, die bereits Meister geworden ist und dann gemerkt hat, dass man sich dafür nichts kaufen kann, wenn das Management den Aufstieg in die DEL verweigert. Es blieben die eh schon spärlich vorhandenen Zuschauer weg, die Sponsoren wendeten sich ab und lange war es gar nicht klar, ob und wie es im Ellental weitergeht. Jetzt gibt es einen Etat, erste Verlängerungen, aber ganz klar wieder keine Perspektive DEL. So werden sich einige Spieler mit Wechselgedanken tragen, zu einer ganz ungünstigen Zeit gegen eine junge, hungrige Mannschaft. Die Serie ist absolut offen.

Redaktionstipp: Häger legt sich sofort auf Landshut fest und verweist wehement auf die Schwächen der Steelers in Entscheidungsspielen. Kollege Sander versteht die Welt nicht mehr und flüchtet sich in Drohgebärden, solange bis der Möchtegernexperte Ort eingreift und ein Machtwort spricht: “Die Cannibals machen das”. Dies wiederum nimmt Sander zum Anlass wütend die Redaktion zu verlassen – er hatte nicht kapiert das Ort die Grün-Weißen Cannibals meint. Sieg in sechs Spielen für die Steelers.

Wie seht ihr die Serien?


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Ein Kommentar »

  • sx1000 said:

    SERC – ESVK:
    teile ich eure Einschätzung, Serie: 4:0

    EHCM – WSW:
    ebenfalls eurer Meinung, Serie: 4:1

    EVR – HEC:
    die Serie macht klar der EVR. werden enge Spiele aber die Serie geht mit 4:1 klar an die RV’ler

    Landshut- Bietigheim: wird ne enge Serie, tippe auf 3:4

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