Glückwunsch Hannover – Goodbye Hans

26 April 2010 Text: Dominik Sander, Manuel Ort
Foto: Hannover Scorpions

Am gestrigen Sonntag gegen 16:30 war es soweit – die Hannover Scorpions sind Deutscher Meister 2010. Nach drei packenden Duellen mit den Augsburger Panthern sicherten sich die Niedersachen erstmals in ihrer 15-jährigen DEL-Geschichte den Titel.

Ein Haufen aus Mensch und Ausrüstung

Die Freude in der TUI-Arena, erstmals in dieser Saison ausverkauft, war natürlich riesengroß. Die knapp 10.500 Zuschauer sahen ein gutes,  und vor allem spannendes Spiel, welches gegen Schluss fast noch zu kippen drohte. Dies verhinderte allerdings erneut der Mann, der schon in Augsburg die Entscheidung herbeiführte: Thomas Dolak. Der Rest war dann nur noch Party. Wie Travis Scott, Torhüter der Scorpions, das unbeschadet überstehen konnte, gleicht eigentlich einem Wunder, denn nach Beendigung der Partie baute die gesamte Mannschaft einen Haufen aus Mensch und Ausrüstung, und vergrub den Kanadier vollends unter sich.  Es folgten Pokalübergabe, unzählige Bierduschen und natürlich das obligatorische Meisterfoto, nicht zu vergessen die traditionelle Stadionrunde der Spieler mit dem “Pott”. Sogar der Alpenvulkan Hans Zach konnte sich die ein oder andere Träne nicht verdrücken, obgleich er im Vorfeld versicherte, keine Emotionen zu zeigen – aber wen interessiert schon sein “Geschwätz” von gestern… Er warnte die Stadt Hannover vor der Mannschaft, insbesondere vor David Wolf, und zeigte sich mächtig stolz auf das gesamte Team. Sollte er sein Versprechen einlösen, und mit dem Fahrrad ins heimatliche Bad Tölz fahren, wird es wohl nichts mehr dem ruhigen Sommer werden, auf den er sich dem Vernehmen nach freut. Er wird es einlösen, da sind wir uns ganz sicher.

Hatten Felski und Ustorf ihre Finger mit im Spiel?

Das Zachs Warnungen vor der Mannschaft nicht ganz unbegründet waren, zeigte sich keine 20 Minuten später, als die Trophäe in der Kabine ankam. Der Pott zeigte erste Auflösungserscheinungen, denn der Sockel hatte sich bereits vom Rest verabschiedet. Patrick Köppchen, der starke Play-Offs spielte, behauptete allerdings felsenfest das dieser schon vorher kaputt war. Vielleicht sollten wir hier mal in Berlin nachfragen, denn es könnte ja durchaus sein, dass sich die Kollegen Felski und Ustorf mal wieder einen Spaß erlaubt haben…

Die DEL-Saison ist nun zu Ende, und wir haben ein Finale Furioso mit zwei Teams gesehen, die man vorher nicht auf der Rechnung hatte. Gerade die Panther aus Augsburg spielten grandiose Play-Offs und bereiteten uns allen sehr viel Freude. Spannend wird sein: Kann Larry Mitchell wieder einen solchen Kader formen? Wer den “Trainer-Fuchs” kennt weiß, dass er sicher wieder die ein oder andere Überraschung aus dem Hut zaubern wird. Und last but not least: Wie kommt das Augsburger Umfeld mit diesem großen Erfolg klar? Droht die Gefahr, dass man möglicherweise nächste Saison nach diesem riesen Erfolg in ein tiefes Loch fällt? Wir wollen das nicht hoffen.

Vielleicht DER letzte große Typ

Leider endet mit der aktuellen Saison auch eine der größten Karrieren des deutschen Eishockeys – Hans Zach hört, wie angekündigt, auf. Nach 22 Jahren als Trainer holt er die Meisterschaft nun zum ersten Mal nach Hannover und man gönnt es ihm, denn Hans ist einer der letzten großen Typen, wenn nicht gar DER Letzte, im deutschen Eishockey.Nach Rückschlägen rappelte er sich wieder auf, Erfolge ließen ihn nicht abheben. Sein Markenzeichen war harte, ehrliche Arbeit. Bequem war er nie, was ihm auch oft mehr Feinde als Freunde einbrachte. Ja, es war ein langer Weg für Zach, bis er, endlich möchte man sagen, wieder deutscher Meister wurde: 17 Jahre nach seinem legendären Titel-Hattrick mit der Düsseldorfer EG steht er mit seinem Team wieder ganz oben. Zuvor musste er nicht nur einen Rückschlag hinnehmen.

Chronologie einer “Meister”karriere

Nach der erfolgreichsten Ära einer deutschen Eishockey Nationalmannschaft wurde Hans Zach, der das Amt des Bundestrainers in einer Doppelfunktion mit seinem Job als Headcoach der Kölner Haie führte, fast schon rausgemobbt. Nach der WM 2004 war Schluss. Und das, obwohl Zach auch hier den Klassenerhalt schaffte. Nur das Viertelfinale blieb dieses eine Mal verwehrt. Bei seinem Abschied, den er nicht ganz ohne Zorn vollzog, sagte er dem deutschen Eishockey schwere Zeiten voraus – wie die jüngste Vergangenheit zeigt, sollte Zach leider recht behalten.

Schon ein Jahr früher scheiterte er mit seinen Kölner Haien am Überraschungsmeister aus Krefeld. 2005 unterlag Zachs Team dem ERC Ingolstadt im siebten Spiel des Viertelfinales und, für Kölner noch schlimmer, das Halbfinal-Aus 2006 gegen die Düsseldorfer. Und auch sein Wechsel nach Hannover machte es nicht einfacher. Viertelfinal-Aus in der Verlängerung von Spiel 6 im Jahr 2007 und 2008 sogar schon das Scheitern in den Pre-Play-Offs, wiedermal gegen Düsseldorf. Düsseldorf war auch 2009 das Ende, diesmal allerdings erst im Halbfinale.

Man sieht, selbst die Rückschläge eines Hans Zach wären bei vielen anderen Trainern eine Erfolgsgalerie. Zwar zählte für Zach nur der große Erfolg, aber kein noch so großer Misserfolg konnte den Alpenvulkan in die Knie zwingen. Das einzige was diesen Vulkan erschüttern konnte,  war er selbst und das auch nur verbal – auch wenn er selbst behauptete dass er nicht tobe, sondern nur kontrolliert engagiert sei.

Legendäre Interviews

Das merkten natürlich vor allem Journalisten, Moderatoren und sonstige Medienvertreter. Fritz von Thurn und Taxis fragte Zach in den 90ern einmal warum er denn heute “so zwider” sei. Die Antwort ließ den guten Fritz wie eien Schulbub da stehen, wie dieses Video beweist.

In einem anderen Interview wurde er gefragt, wann und wo er denn die Entscheidung gefasst habe, seinen Vertrag als Trainer der Nationalmannschaft nicht zu verlängern. “Das ist doch völlig egal, ob ich auf dem Klo saß oder beim Angeln war”, blaffte Zach zurück. Und damit hatte er eigentlich auch wieder recht. Es half auch nichts, wenn man seine Fragen etwas länger ausführt. Selbst wenn der Fragensteller eine Minute benötigte, um die komplette Frage auszuformulieren, so scheute sich Hans Zach nicht, das Ganze mit einem “nein” zu beantworten. Konkrete Nachfragen ließ er meist nicht zu. Wenn ein Zach “Nein” sagte, dann meinte er das auch so und sah keinerlei Veranlassung dazu, es noch genauer auszführen.

Mit Phrasen kam man beim Tölzer auch nicht weit: “Verspüren Sie Druck?” – “Druck haben wir nur auf der Toilette”. Ein Mann ein Wort, bei vielen Fragen der Journalisten würde man sich wünschen, mehr Zachs zu haben. Nun tritt leider auch der einzige Zach ab, den das deutsche Eishockey zu bieten hat.

Und was kommt jetzt? Keiner wird ihm abnehmen, dass er – wie er das im letzten Interview bei Blickpunkt Sport im bayerischen Fernsehen Glauben machen wollte – beim Fischen seine Muße finden wird. DEB-Präsident Hans Zach? Das hätte etwas. Die Funktionäre und Hofschranzen können sich heute schon mal warm anziehen, und das deutsche Eishockey könnte sich darauf freuen.

Hans, wir sagen Dankeschön!


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